Mehr als nur Dunks: Ja Morant killt auch als Passgeber

Aron Baynes wird womöglich auf dem Poster des Jahres landen – zum Unglück des Australiers allerdings auf der falschen Seite. Ja Morant dominierte mit seinem Dunk über den Suns-Center über Tage hinweg sämtliche Highlight-Accounts des Internets, macht jedoch mit mehr als nur krank explosiver Athletik auf sich aufmerksam: Selten kommen 20-Jährige in die Liga und sezieren Verteidigungen so abgeklärt wie Morant.

Bereits zur Draft waren sich Experten einig, dass Morant mehr ist, als einer mit nur Sprungfedern in der Sohle. Sein Auge für den freien Mitspieler zeichnete ihn bereits aus, bevor klar war, dass die Memphis Grizzlies den Freshman der Murray State University an zweiter Stelle der Draft 2019 ziehen würden. Kritiker führten zwar immer wieder die schwache Konkurrenz an, gegen die Morant mit Murray State antrat, doch über das erste Viertel der Saison lässt Morant diese vorerst verstummen.

Die Grizzlies stehen mit negativer Bilanz im unteren Drittel der Western Conference, dürfen sich aber über einen jungen Aufbauspieler freuen, der Verteidigungen Nacht für Nacht liest und konsequent bestraft. Im folgenden Clip wird er nach dem Pick-and-Roll mit Valanciunas gedoppelt. Morant hält sein Dribbling am Leben, schlägt das Doppel und penetriert bis unter den Korb. Währenddessen liest er die Defense der Heat, wie sie mit zwei Spielern das Abrollen von Valanciunas sowie zwei Schützen oberhalb der Freiwurflinie verteidigt. Der Whip-Pass mit der schwachen Hand kommt punktgenau in die Wurfbewegung von Dillon Brooks als wäre es nichts Besonderes. Ist es aber!

Wie solide Morant bereits nach kürzester Zeit in der Liga gute Situationen für seine Mitspieler generiert ist Gold wert für den Neuaufbau der Grizzlies. Kein Rookie erzeugt mit seinen Assists mehr Punkte pro Spiel. Die im Schnitt 17,5 Punkte durch Assists rangieren nicht weit hinter elitären Playmakern wie Kyle Lowry (17,9), Damian Lillard (19,1) oder James Harden (19,6). Ob Jonas Valanciunas und Brandon Clarke als Roll-Men oder Dillon Brooks und Jaren Jackson Jr. als Schützen – Morant findet seine Abnehmer zuverlässig.

Er ist sogar schon so weit in seiner Entwicklung, dass er Entscheidungen von Ballbesitz zu Ballbesitz anpassen kann: Oklahoma City. Viertes Viertel. Knappe Kiste. Die Thunder schicken nach dem Pick-and-Roll zwei Verteidiger in Richtung Morant. Sie sollen verhindern, dass er zum Wurf hochgehen oder den Pass zum abrollenden Clarke spielen kann. In der ersten Aktion bringt Morant den Pass gerade so an den Mann.

Der nächste Angriff verläuft ähnlich, doch Morant weiß, was auf ihn zukommt und reagiert. Wieder stürmen Dennis Schröder und Nerlens Noel mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Diesmal riskiert er jedoch nicht den Pass durch die langen Arme der Verteidiger. Stattdessen täuscht er den Lob an und lässt Schröder und Noel in der Luft stehen, bevor er Clarke für zwei einfache Punkte findet. Für einen Rookie zeugt das von einer extrem steilen Entwicklung in Sachen Anpassung an die Defense.

Momentan trifft Morant über 40 Prozent seiner Dreier und sogar fast 49 Prozent seiner Pull Ups von außen. Bei weniger als drei Versuchen pro Spiel sind diese Zahlen noch nicht komplett ernst zu nehmen. Sein Dreier, insbesondere aus dem Dribbling, galt als sein größtes Manko. Als primärer Ballhandler ist es für ihn jedoch wichtig, dass er auch aus dem Dribbling von Downtown gefährlich ist. So kann er verhindern, dass Verteidiger im Pick-and-Roll unter den Block gehen und den Grizzlies wertvolle Zentimeter Spacing verloren gehen. Bestraft Morant auch in Zukunft Gegner, die diese Option wählen, wird er für jede Defense zur Gefahr.

Fest steht schon jetzt, dass die Franchise in Ja Morant ihren Point Guard der Zukunft gefunden hat. Bereits in Jahr eins nach Mike Conley macht sich in Memphis niemand mehr Sorgen, wer künftig die Geschicke der Offense übernimmt. Seine beängstigende Explosivität gepaart mit dem Genie eines Pass-First Point Guards lassen Grizzlies-Fans zurecht auf eine rosige Zukunft hoffen. Neben Morant hat die Franchise in Jaren Jackson Jr. und Brandon Clarke zudem zwei weitere Rohdiamanten im Kader. Schon jetzt macht dieses Trio extrem viel Spaß und auch in Zukunft dürften sie dafür sorgen, dass die nächste Ära in Memphis eher früher als später eingeläutet wird.

 

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whew. got lucky, @cavs 🤔😳

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***Alle Statistiken per stats.nba.com (22.12.2019)***