Sundae /// Phoenix Suns

Die Valley Boyz drehen auf! Der Saisonstart der Suns verläuft so gut wie seit Jahren nicht mehr und wir sehen endlich wieder echten NBA-Basketball in Phoenix. Wie enthusiastisch dürfen Suns-Fans wirklich sein?

Style of Play

Monty Williams hat im Sommer übernommen und bereits nach wenigen Monaten ein hart spielendes Team auf die Beine gestellt, das Spaß daran hat, den Ball zu teilen. Phoenix führt die Liga in Box Outs (21,1) und Assists (27) pro Spiel an. Anzeichen von gutem NBA-Basketball, die es im Phoenix der letzten Jahre nie gegeben hat. Williams scheint schnell einen Draht zum Team und dessen Star, Devin Booker, zu entwickeln. „Die Kultur hier ist spürbar. Du spürst, wie sie in der Luft liegt. Das hat mit Monty angefangen“, beschrieb Booker die Atmosphäre zwischen Coach und Team.

Diese positive Kultur macht sich schon jetzt bemerkbar. Dabei geht es in erster Linie nicht einmal darum, dass sie fünf der ersten acht Partien gewonnen haben und auf Platz sieben im Westen rangieren. Klar, Siege befeuern den Hype und machen Welle – gerade, wenn es die in Phoenix lange nicht zu feiern gab. Vielmehr sticht allerdings die Spielweise heraus. Wie sich die Mannschaft präsentiert. Die Offensive in der Booker-Ära wirkte nie strukturierter.

Wie hilfreich es für Devin Booker ist, einen echten Point Guard neben sich und konstantes Spacing zur Verfügung zu haben, könnte in den ersten acht Spielen deutlicher nicht geworden sein. Booker weist zwar nach wie vor die höchste Nutzungsrate der Mannschaft auf (28,8%), doch gibt diese Zahl lediglich wieder, wie hoch der Anteil der Ballbesitze ist, die der jeweilige Spieler beendet. Initiiert wird die Offense meistens von Ricky Rubio. Der amtierende Champion und MVP des FIBA World Cups 2019 ermöglicht es Booker, endlich sinnvoll eingesetzt zu werden.

Das folgende Play ist schon jetzt charakteristisch für dieses Suns Team. Aus der Horns-Aufstellung (Ecken besetzt, Elbows besetzt) hat Coach Williams einige Variationen parat. In dieser Sequenz findet der Block nicht an Rubio, sondern an Dario Saric statt. Saric rollt dann in Richtung Ecke, wo er mit Aron Baynes Stagger-Screens für Booker setzt. Sobald Baynes per Handoff an Booker übergibt, eröffnet sich für den Guard Raum in der Mitte. Genau solche Situationen möchte Coach Williams für Booker erzeugen. Wenn er mit Tempo Freiräume attackieren kann, wird jede Defense alarmiert – so gut ist Devin Booker!

Er wird nicht mehr zum Start jedes Angriffs durch hohe Pick-and-Rolls geknechtet. Er ist auch nicht mehr darauf angewiesen, dass Aufbauspieler wie Isaiah Canaan oder Eric „I Don’t Wanna Be Here“ Bledsoe für ihn Räume kreieren. Rubio nimmt die Last des Alltagsgeschäfts eines Point Guards von Bookers Schultern.

Wenn es drauf ankommt – wie in den letzten Minuten gegen Philly – kann Booker aber auch problemlos selbst übernehmen. Ben Simmons wird hier abgefrühstückt als wäre es nichts.

Das Playmaking aus dem Backcourt ist ein solider Grundstein für den bisherigen Erfolg der Suns. Ein Stückchen zusätzliche Unberechenbarkeit erhält das Team durch Dario Saric. Der Forward hat ein gutes Gefühl für die Lücken in der Verteidigung und gibt seiner Mannschaft als Passgeber von der Vier eine weitere Dimension in Sachen Playmaking. Saric kann aus der Short Roll freie Mitspieler finden, vom Elbow aus in Handoffs einsteigen oder auch mal den Ballhandler im Pick-and-Roll geben. Solche Passfähigkeiten von einem Forward sind für jede Offense Gold wert.

Phoenix‘ Playmaker profitieren von ungeahnt gutem Spacing. Oubre legt mit 37,9 3P% bei 3,6 Versuchen früh in der Saison einen Karrierebestwert auf. Die Backup-Guards Jevon Carter und Tyler Johnson treffen respektive 38,5 und 41,7 Prozent von Downtown. Sogar Ricky Rubio netzt geradeso akzeptable 35 Prozent seiner Dreier. Am heißesten ist jedoch kein Geringerer als Aron Baynes. Im Ernst! Baynes trifft knapp die Hälfte seiner 4,3 Versuche pro Partie und ist momentan eine Macht im Pick-and-Pop. Wenn ein Aspekt der Suns-Offense in die Schublade „Early Season Randomness“ gehört, dann definitiv Baynes‘ Quote von außen.

Ein unterschätzter Teil des Spiels, der Aron Baynes über sein heißes Händchen hinaus auszeichnet: Er stellt unfassbar harte Blöcke. Wenn der Australier steht, dann steht er auch. Nicht selten gehen Gegenspieler in seinen massiven Screens unter. Hinzu kommt, dass auch sein Timing und die Winkel stimmen. Vermeintlich einfache Dinge wie das Blockstellen sorgen für entscheidende Räume, die sich sonst nicht ergeben würden. Das Spacing profitiert also nicht nur von Baynes‘ Shooting, sondern auch von seinen stabilen Screens.

 

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Ist dieses Spacing für Phoenix in Zukunft aufrechtzuerhalten? Damit zu rechnen, dass Baynes weiterhin so gut trifft, ist – gelinde ausgedrückt – optimistisch. Oubre hat in seiner Karriere noch nie mehr als 34,1 Prozent über eine ganze Saison getroffen und auch Tyler Johnson fällt eher in die Kategorie „Streaky Shooter“. Auf der anderen Seite gibt es zwei Kandidaten, die noch dabei sind, ihren Rhythmus zu finden. Von Mikal Bridges (18,2 3P% / 1,4 3PA) wird mehr kommen. Rookie Cam Johnson (35,3 / 2,8) wurde de facto nur wegen seines Shootings gedraftet. Phoenix‘ Spacing ist also keine sichere Nummer. Zumindest in der Theorie besitzt das Team jedoch genügend Schützen, um sich über Wasser zu halten.

Komplizierter wird die Geschichte, sobald DeAndre Ayton zurückkommt. Im Pick-and-Pop wird er keine mit Early-Season-Baynes vergleichbare Gefahr sein. Auch nicht, wenn Baynes von der Realität eingeholt wird und keine 47,1 Prozent mehr von außen trifft.

Zudem wird Aytons Präsenz die Lineups von Coach Williams weniger flexibel machen. Momentan kann er sich erlauben, Saric und Baynes viel gemeinsam aufs Feld zu schicken (insg. 125 Minuten), da Baynes den Dreier trifft. Saric ist dahingegen kein gefürchteter Schütze (32,4 3P% / 4,3 3PA). In Lineups mit Ayton und Saric werden Verteidiger vom Kroaten absinken und bei Ayton aushelfen, bis Saric sie regelmäßig bestraft. Für Booker, Oubre und Rubio bedeutet das weniger Raum für Penetration.

In der Defense werden die Suns mit Ayton erwartungsgemäß vor Probleme gestellt. Baynes wird hier fehlen. Er ist der einzige Big Man im Team, der hinten weiß, wo er zu stehen hat und sich in jede Aktion wirft als wäre es seine letzte. Diese Mentalität kann ansteckend sein und wird besonders in kritischen Phasen des Spiels benötigt. Inwiefern Baynes in diesen Phasen den Vorzug vor dem ersten Pick der Draft 2018 erhält, wird sich zeigen.

Im folgenden Clip gewinnt Baynes trotz Unterzahl im Alleingang die Transition. Diese Cleverness und den Einsatz möchte ich von Ayton erstmal sehen.

In Bezug auf die Verteidigung – Überraschung – muss Devin Booker positiv hervorgehoben werden. Nicht gerade bekannt für sein Engagement, zeigt er sich an diesem Ende bisher von einer Seite, die man bei ihm in den letzten Jahren nicht annähernd vermutet hätte. Vor allem am Ball trägt sein Einsatz bisher Früchte. Josh Richardson kann ein Lied davon singen. Auch schön zu sehen, dass Booker hinten nicht in der Ecke geparkt oder durchgehend versteckt wird. Coach Williams ermutigt ihn zu verteidigen und Booker belohnt das bisher, indem er sich echten Ehrgeiz gibt.

Verdict

General Manager James Jones traf im Sommer Entscheidungen, die es auch uns schwer machten, die Franchise ernst zu nehmen. T. J. Warren wurde samt Pick an Indiana verscherbelt, um Aron Baynes aufzunehmen. Ein weiterer Pick wurde abgegeben, um Josh Jackson loszuwerden. Zu allem Überdruss tradete Jones dann auch noch den sechsten Pick der Draft, um Dario Saric zu verpflichten. Auch der Vertrag für Rubio ist verhältnismäßig hoch dotiert und nicht vor Kritik gefeit. Der Weg, um diese Veteranen zu verpflichten hätte weniger dramatisch sein können und die Entscheidungen von Jones können auch jetzt noch kritisiert werden. Spielt aber alles kaum noch eine Rolle, wenn das Team Siege einfährt. Der aktuelle Run wäre ohne die Additionen von Rubio, Baynes und Saric nicht möglich gewesen.

Vieles, was die Suns uns während dem momentanen Lauf zeigen, deutet auf Merkmale von gutem Basketball hin: die Struktur und die Ausführung der Offense, die Energie in der Verteidigung und Devin Booker, der endlich mit NBA-Talent auf dem Parkett steht. Phoenix scheint sich wirklich in vielen Bereichen nachhaltig verbessert zu haben. Das exzellente Shooting von Baynes und das damit verbundene Spacing wird jedoch – genauso wie die Defense – auf die Probe gestellt, sobald Baynes‘ Quoten abfallen und DeAndre Ayton zurückkehrt.

Der Effekt von Rollenspielern, die ihre Aufgaben zuverlässig erledigen, könnte Ayton in seiner Entwicklung allerdings ähnlich positiv beeinflussen wie das gerade mit Booker der Fall ist. Er sollte davon profitieren, dass sich gegnerische Verteidigungen auf mehr als nur ein, zwei Spieler konzentrieren müssen.

Die Suns haben ein Team aus Spielern beisammen, die nicht den, aber einen Unterschied machen. Selbst mit der Reintegration von Ayton sollte ihnen also nicht jede ihrer guten Angewohnheiten abgehen. Dennoch werden auf beiden Seiten Fragen aufkommen, für deren Beantwortung die Suns im Westen kaum Zeit haben, wenn sie wirklich um Platz acht kämpfen möchten.


– Valley Boyz Scoooooooooooooops –

 

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***Alle Stats per bkref.com / stats.nba.com (10.11.2019)***