Das Erfolgsrezept der Magic
Überraschung: Orlando spielt kurz vor Ende der Saison noch immer um die Playoffs mit. Ihre Defensive ist dabei verdammt gut. SCOOPER’S klärt auf, warum Letzteres keine Überraschung sein sollte.
Der Coach
Ein zentraler Grund für die elitäre Verteidigung der Magic ist Coach Steve Clifford. Bereits in seiner ersten Saison als Head Coach führt er Orlando zur ligaweit siebtbesten Defensive. Letztes Jahr – unter Frank Vogel – rangierten die Magic noch an 20. Stelle (109,3).
Die Tatsache, dass Clifford die Defense der Magic unmittelbar verbessert, überrascht nicht. Clifford entstammt dem Trainerstab von Jeff Van Gundy. Dessen Philosophie basierte traditionell auf harter Arbeit und diszipliniertem Verteidigen.
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Kurioserweise wechselte Clifford nach JVGs Abgang aus Houston zu dessen Bruder – Stan Van Gundy – nach Orlando. Cliffords Station bei den Magic war ebenfalls geprägt von einer starken Defensive. Mit Dwight Howard in seinen besten Jahren stand dem Team ein furchteinflößender Shotblocker mit Ausnahmeathletik zur Verfügung. Hast du den dreimaligen Defensive Player of the Year (’09, ’10, ’11) in deinen Reihen, wird deine Defense schon ganz gut aussehen.
Doch auch in den Folgejahren sollten von Clifford trainierte Teams ihre Stärke in der Verteidigung haben. In nur vier von insgesamt 13 Saisons, in denen Clifford als Assistent mitverantwortlich für die defensive Ausrichtung war, rangierten seine Teams außerhalb der Top Ten im Defensive Rating.
Es ist also kein Zufall, dass Orlando diese Saison so gut verteidigt. Clifford weiß, wie er seine Spieler dazu bekommt, auf dieser Seite des Feldes zu funktionieren.
Wie sieht das im Detail bei den Magic aus?
Drei Prinzipien
Eine extrem wichtige Komponente der Verteidigung ist, dem Gegner keine zweite Chance zu geben. Dazu müssen natürlich Rebounds in der eigenen Hälfte abgegriffen werden. Mit Jonathan Isaac, Aaron Gordon und Nikola Vucevic stehen drei Spieler in der Starting Five, die größer als 2,06 Meter sind. Das hilft an den Brettern – gemeinsam holen sie 24,8 Rebounds pro Partie.
Beobachtet man das Verhalten der Magic bei Fehlwürfen der Gegner fällt eine Sache sofort auf: Die Bretter werden förmlich gecrasht! Bevor der Rebound nicht gesichert ist, denkt niemand auch nur darüber nach, in Richtung des gegnerischen Korbs zu sprinten. Dieses Verhalten ist charakteristisch für die Magic und eine klare Vorgabe des Trainerstabs.
Die folgende Sequenz aus dem Spiel gegen Philadelphia verdeutlicht, wie diszipliniert dieses Prinzip von den Spielern umgesetzt wird. Der gefährlichste Rebounder der Sixers, Joel Embiid, befindet sich zum Zeitpunkt des Wurfes draußen an der Dreierlinie. Auch sonst macht kein Sixer Anstalten, den Offensivrebound abgreifen zu wollen. Trotzdem stehen alle Spieler der Magic in der eigenen Zone, als Aaron Gordon den Abpraller fängt.
Rebounding hat für Coach Clifford also oberste Priorität. Nur zwei Teams sichern sich prozentual mehr verfügbare Defensivrebounds (75,2 DREB%).
Der zweite, schwerwiegende Grund für die Effektivität der Magic-D: Wenig Steals und wenige Deflections. Das mag erstmal komisch klingen, denn Steals und Deflections sind doch ein Zeichen für gute Verteidigung – oder?
Nicht unbedingt. Viele Versuche, Pässe abzufangen oder abzulenken, gehen schief. Solche Aktionen bergen das Risiko, in schlechte Positionen zum Verteidigen des nächsten Plays zu kommen. In Orlando wird dieses Risiko größtenteils gemieden. Clifford predigt, dass Passwege eher konservativ und nicht zu aggressiv verteidigt werden sollen. Auch hier folgen seine Spieler dieser Anweisung sehr diszipliniert. Sowohl in Steals als auch in Deflections pro Partie rangieren die Magic auf Platz 28.
Was fällt noch auf, wenn Orlando verteidigt?
Sie laufen kontrollierte Close-Outs, um dem Gegner den Dreier wegzunehmen. Lieber möchten sie ihn zu Würfen aus der Mitteldistanz oder der Zone zwingen. So erlauben die Magic pro Spiel nur 21,3 Catch-and-Shoot Dreier (9.). Gegnerische Teams treffen davon lediglich 35,6 Prozent (6.). In einer Liga, in der der Dreier für viele Teams eine gefährliche Waffe darstellt, sind diese Quoten sehr bemerkenswert. Gerade, wenn Teams von den daraus entstehenden Drives nicht konsequent profitieren.
Jonathan Isaac ist ein Spieler, der diesbezüglich einen besonders guten Job macht. Der Sophomore zeigt defensiv trotz seiner Länge von 2,08 Meter eine auffällig gute Beweglichkeit und Körperkontrolle. Einerseits kann er besagte Close-Outs laufen, ohne seinem Gegenüber einfache Punkte zu ermöglichen. Andererseits hilft ihm seine Länge dabei, Würfe zu blocken und in der Zone gegen große Forwards und Center zu verteidigen.
In dieser Szene zeigt er beides: Erst das Close-Out gegen den Guard, dann der Block gegen den Center. Wenn Isaac noch ein paar Kilo draufpackt und seine Beweglichkeit beibehält, kann er zu einem absoluten Top-Verteidiger reifen. Was er diese Saison defensiv zeigt, macht Lust auf mehr.
Der Trend setzt sich fort
Wie auch bei Coach Cliffords vorherigen Jobs zeichnet sich bei den Magic sein positiver Einfluss auf die Verteidigung ab. Er schafft es auch bei seiner zweiten Station als Head Coach, seinem Team eine defensive Identität zu verschaffen. Dazu gehört unter anderem, ein Augenmerk auf das Rebounding in der eigenen Hälfte zu legen, die Disziplin in den Passwegen aufrecht zu erhalten sowie das konsequente Verteidigen der Dreierlinie.
Reicht das für Orlando, um in die Playoffs einzuziehen? Schwer zu sagen, bei dem Schneckenrennen um die letzten drei Playoffplätze im Osten. Ich lehne mich allerdings aus dem Fenster und behaupte, die Magic schaffen das!
Sollte es dieses Jahr wieder nicht reichen, kann die Franchise aus Florida trotzdem auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken: Das System des neuen Trainers zieht und die Mannschaft spielt über ihrem Niveau. Die Zukunft in Orlando sieht rosiger aus als noch vor der Saison antizipiert.
***Alle Statistiken per stats.nba.com /// bkref.com (29.03.2019)***