Players Ball /// Tim Hardaway Jr.
Seit 17 Spielen läuft Tim Hardaway Jr. für die Dallas Mavericks auf. Wir blicken auf seine bisherigen Leistungen und bewerten, ob er in Zukunft eine Rolle bei den Texanern hat oder lediglich finanziellen Ballast darstellt.
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Hardaway Jr. war Teil des Blockbuster Deals, der Kristaps Porzingis nach Dallas brachte. 2017 boten ihm die Knicks 71 Millionen Dollar über vier Jahre an. Keine eineinhalb Jahre später trauert ihm in New York niemand mehr hinterher – nicht nur wegen seines massiven Gehalts.
Defensiv zeigt der Shooting Guard auch in Jahr sechs keine großen Fortschritte. Nach wie vor bleibt er zu schnell an Blöcken kleben, lässt sich von schnelleren Spielern abhängen, schläft bei Backdoor Cuts oder begeht blöde Fouls. Für einen Spieler, der schon seit mehreren Jahren davon spricht, die Rolle eines Leaders einnehmen zu wollen, reicht das einfach nicht.
Wenn er mit gutem Beispiel vorangehen möchte, wird es Zeit, dass er das auch mal zeigt. In den letzten Jahren war das zu viel Taff Taff für meinen Geschmack. Das Net Rating der Mavs hat sich seit dem Trade um acht Punkte verschlechtert. Das einzig und allein an Hardaway fest zu machen, wäre natürlich großer Blödsinn.
In Deandre Jordan, Harrison Barnes und Dennis Smith Jr. hat Dallas drei Starter verloren. Klar, dass dabei Qualität verloren geht. Beim Versuch diese Verluste in der Defensive aufzufangen, ist Hardaway allerdings keine Hilfe. Das ist zwar keine Überraschung, spricht den Two Guard jedoch nicht von seiner Schuld frei.
Stellt sich die Frage, ob der 27-Jährige denn wenigstens offensiv in Dallas funktioniert? Die ersten Ergebnisse sind eher durchwachsen, auch wenn die geringe Sample Size nicht ausser Acht gelassen werden sollte. Ein Trade mitten in der Saison ist für Spieler nie ganz einfach – neue Stadt, neues System, neue Mitspieler. Das braucht Zeit, keine Frage.
Besonders Hardaways Wurf litt unter dem Umzug nach Texas. Nicht mal 32 Prozent seiner Dreier fallen aktuell. Ursprüngliche Reaktionen zum Trade sprachen noch davon, dass THJ sehr gut neben Doncic und Porzingis passe, da er von den freien Würfen, die durch das Duo entstehen, profitieren würde. Er zeigt momentan nicht die Fähigkeit, diesen Freiraum auch zu nutzen.
Lukas Reaktion am Ende des Clips sagt eigentlich alles. Wurfauswahl ist auch in Dallas ein Thema für Hardaway. Er hat freie Bahn und entscheidet sich doch für den Step Back. Daran wird Rick Carlisle mit ihm arbeiten müssen. In Atlanta erreichte ihn Coach Budenholzer – Carlisle traue ich das auch zu.
Hardaway war in den vergangenen Jahren bereits ein Spieler, der nur in der Theorie von außen gefährlich war. Lediglich in seiner Rookie-Saison brachte er es auf eine Dreierquote von über 36 Prozent. Am besten gefiel er mir immer, wenn er sich in das System einfügte und den Weg zum Korb suchte. Dort spielt er seine Athletik und Schnelligkeit am besten aus.
Das Best-Case Szenario für Dallas wäre Hardaway in der Form seiner Atlanta Hawks Tage. Er lief weniger Isolationen, mehr Pick-and-Roll und konzentrierte sich auf Spot-Up-Threes. In NY ging seine Usage Rate zwar nicht rapide nach oben, doch die Art und Weise, wie er agierte veränderte sich. Zu viel Heroball und zu viele schlechte Würfe nach mangelnder Ballbewegung.
Auch hier gilt es zu betonen, dass er nicht der Alleinschuldige ist. Vielmehr geht es darum, dass er sich darauf einstellen sollte, ein Spieler mit weniger und unregelmäßigeren Touches zu sein. Er muss Fokus und Effektivität zeigen!
Auf genau solche Szenen muss er vorbereitet sein – mit Porzingis oder Doncic auf dem Feld, wird es an solchen Situationen nicht mangeln.
Möglich wäre es auch, Hardaway als Mikrowelle von der Bank zu bringen. Er wäre damit zwar nicht mit einem Schlag ein besserer Schütze oder Verteidiger, doch die Matchups würden sich ändern. In einem solchen Szenario könnten sich Offense und Defense besser die Waage halten.
Andererseits wäre die Erwartungshaltung an Hardaway sicher, dass er einen Großteil des Scorings für die Bank übernimmt. Das birgt die Gefahr, dass er schnell wieder in alte Verhaltensmuster verfällt, die wir aus NY kennen. Möchte Dallas das wirklich?
Aktuell würde ich sagen: Nein. Bloß nicht. Der Junge soll seine Rolle spielen, seine Kohle abgreifen und gut ist. Doch THJ wäre nicht der erste Spieler, der in Dallas darin aufgeht, dass er seine Rolle und das System versteht. (Hello JJ Barea!) Zudem deutete Hardaway als Ballhandler schon das ein oder andere Mal sein Auge für den freien Mann an. Gelingt es dem Staff in Dallas, diesen Skill zu schärfen, wäre eine Rolle als Sixth Man in jedem Fall denkbar.
Hardaway Jr.’s Zukunft mit den Mavericks könnte also ganz unterschiedlich aussehen: Als Shooter, der hauptsächlich das Feld für die Stars breit macht – oder – als Ballhandler und Leader von der Bank. Egal welche Rolle Carlisle für ihn vorgesehen hat, im Endeffekt liegt es an ihm.
Er wird sich anpassen müssen. THJ hat das Potenzial, ein wertvoller Rollenspieler zu sein, aber will er das überhaupt? Rollenspieler sein? Sein ehemaliger Mentor Carmelo Anthony wird ihm vor Jahren sicher anderes erzählt haben. Scorer’s Mentality und so. Für Hardaway beginnt alles im Kopf. Gesteht er sich seinen Platz in der Liga ein, stehen ihm viele Türen offen. Bleibt er stur, werden ihn die Fans in Dallas genauso wenig vermissen wie New Yorker jetzt.
–––––––––––––––––––Mavericks Scoops!–––––––––––––––––––
***Alle Statistiken per stats.NBA.com (17.03.19)***