Weekly Sundae /// Denver Nuggets
Die Nuggets sind eines der Überraschungsteams im Westen. Letztes Jahr verpasste Denver noch knapp die Playoffs. Diese Saison führen sie den Westen mit ihrem ganz eigenen Stil an – allen voran Nikola Jokic.
Data
Record
Gesamt: 28 – 12 /// diese Woche: 2 – 2
Standings
#1 Wester Conference /// #1 Northwest Division
Opponents & Scores
L at Rockets /// 113 – 125
W at Heat /// 103 – 99
W vs Clippers /// 121 – 100
L at Suns /// 93 – 102
Team Leaders
Points Per Game /// Nikola Jokic
Assists Per Game /// Nikola Jokic
Rebounds Per Game /// Nikola Jokic
Style of Play
Denver spielt nicht besonders schnell. Sie kommen selten an die Linie und legen kein besonderes Augenmerk auf den Dreier. Alles Indizien dafür, dass Denver gegen den Strom schwimmt, der sich immer mehr an den Idealen von Moreyball orientiert: Punkte nah am Ring, Dreier, Freiwürfe und Angriffe, die möglichst früh abgeschlossen werden, um schneller die nächste Chance zu bekommen.
Kategorie | Sek. pro Ballbesitz | Freiwürfe pro FGA | Anteil 3PA | PPG in der Zone |
Wert | 14,9 | 0,24 | 34,2 | 52 |
Ligarang | 26. | 21. | 16. | 5. |
Die Nuggets sind zumindest in drei der vier genannten Faktoren weit von besagtem Trend entfernt. Stattdessen spielen sie eine erfrischende Offensive, die Nikola Jokic als Dreh- und Angelpunkt vorsieht. Was der Serbe diese Saison vom Elbow und dem Perimeter aus sieht und initiiert, ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch die gefährlichste Waffe der Nuggets.
Jokic ist ein Genie, wenn es darum geht, gegnerische Defensiven zu lesen und mit einer Aktion auszuhebeln. Oft ist es ein Pass, der einem Mitspieler den nötigen Raum für einen Abschluss verschafft. Situationen wie die folgende zeigen, dass der Joker einer ist, der die Dinge auf dem Feld passieren sieht, bevor sie stattfinden.
Diese besondere Gabe weiß Coach Malone im Teamkontext wertvoll einzusetzen. Wenn Jokic in der Nähe der Freiwurflinie, am Zonenrand oder der Dreierlinie den Ball erhält, sind seine Mitspieler konstant in Bewegung. Kaum ein anderes Team läuft so viele Cuts und Off-Screens mit Sinn. Jamal Murray führt ligaweit sogar alle Guards in Blocks abseits des Balles an. Das hält die Verteidigung auf Trab und bedeutet für sie die ständige Gefahr, den berüchtigten Schritt zu spät zu sein.
Gerade offensiv sind Jamal Murray und Gary Harris ideale Partner für einen Point Center wie Jokic. Sie sind wendige Guards, die mit Finesse ausnutzen, was die Defensive ihnen bietet. Beschützt niemand den Ring, reißen sie durchaus mal ab. Ist die Mid-Range frei, können beide zum Floater oder Pullup ansetzen.
Unaufhörlich laufen sie um Blöcke, schneiden quer durch die Zone oder entlang der Grundlinie zur anderen Ecke. Diese konstante Bewegung eröffnet dem Team immer wieder Türen, um effizient zu punkten.
In der folgenden Szene positioniert sich Murray in der Zone, während Morris und Plumlee oben ins Pick-and-Roll starten. Murray stellt dann den Block für Plumlee und überfordert mit dieser simplen Screen-the-Screener-Action die gesamte Verteidigung der Clippers. Das sind interessante Ideen, die die jungen Nuggets schon sehr abgeklärt umzusetzen wissen.
Eine besonders positive Beobachtung: Das 5-1-Pick-and-Roll mit Jokic als ballführendem Spieler. Solche unorthodoxen Spielzüge können besonders in den Playoffs von Vorteil sein, wenn Denver schnelle Punkte braucht. Meistens nutzt Murray in diesen Situationen den Slip, bevor der Block wirklich steht. Das funktioniert bisher richtig gut und sorgt bei vielen Gegnern für Überraschung.
Obwohl mit Millsap, Harris und Barton drei der besten fünf Spieler immer wieder ausfielen, schafften es die Nuggets ihren Platz an der Sonne im Westen zu festigen. Vor allem auf dem Flügel war vor der Saison nicht absehbar, wie schnell die jungen Spieler zu konstanten Helfern reifen würden. Umso verheerender erschienen die Verletzungen von Barton und Harris. Juancho Hernangómez, Malik Beasley und Torrey Craig haben jedoch über Strecken gezeigt, dass sie ein Faktor sein können.
Hernangómez ist ein Spieler, der mir den Eindruck vermittelt, dass er weiß, wann er welche Entscheidungen zu treffen hat. Er ist genauso offen für den schnellen Pass wie für den schnellen Dreier. Auch seine Aktionen abseits des Balles sind zumeist zielstrebig und wirkungsvoll. In der Defense macht es ihm seine Länge möglich, zeitweise auch Power Forwards zu verteidigen. Ein hilfreiches Werkzeug für Coach Malone, der den Spanier im Zuge der Verletzungsprobleme bisher 25 Mal von Beginn an auf’s Parkett ließ.
Torrey Craig wurde sogar 30 Mal in die Erste Fünf berufen und verleiht vor allem der Verteidigung Stabilität. Was Craig momentan spielt, erinnert oft an Andre Roberson. Er kann von der Eins bis zur Vier alles vor sich halten und agiert aggressiv an den Brettern. Das Team profitiert von seiner Härte und der Energie, die er in jede Aktion steckt. Dass er seit Dezember auch noch knapp 35 Prozent seiner Dreier trifft, ist ein willkommener Bonus für die Mannschaft.
Die Defense kann derartige Spieler auf jeden Fall gebrauchen, denn ihr bester Verteidiger ist der alternde Paul Millsap. Er stopft von der Helpside immer noch wichtige Löcher, dirigiert und kommuniziert gut. Die Aktionen häufen sich jedoch, in denen Millsap zu spät ist.
Der auf den Füßen nicht ganz so schnelle Nikola Jokic zeigt sich am defensiven Ende allerdings verbessert. Die Devise ist für ihn immer, im Pick-and-Roll abzusinken, bis sein Mitspieler wieder zum ballführenden Spieler aufgeschlossen hat. In dieser Situation gegen Tobias Harris benötigt Jokic jene Hilfe nicht und kann den Angreifer selbst in Schacht halten. Auch der Einsatz von Torrey Craig in dieser Situation ist entscheidend.
Bei Denver habe ich oft das Gefühl, dass die Verteidigung über ihrem eigentlichen Niveau agiert. Trotzdem hält sich das Team weiter unter den besten zehn Teams im Defensive Rating (10.6,7 /// 9.). Sie haben nicht viele Spieler, deren Stärken eindeutig in der Defensive liegen. Dennoch agieren sie als Mannschaft intelligent, spielen für einander und geben konstant 110 Prozent. Diese Nuggets zeigen, welchen Einfluss Teamgeist und voller Einsatz auf die Verteidigung eines Teams haben kann.
Mit Monte Morris hat Denver an 51. Stelle der Draft im Sommer einen Volltreffer gelandet. Der Rookie Point Guard weist mit die beste Assist zu Turnover Rate der gesamten Liga auf und hat mit Backups wie Mason Plumlee oder Malik Beasley schon jetzt eine sehr gute Chemie auf dem Feld entwickelt. Wird Malone ihm Minuten wegnehmen, wenn Isaiah Thomas zurückkehrt? Bei Morris‘ aktuellen Leistungen wird ihm diese Entscheidung schwer fallen.
Malik Beasley spielt zum ersten Mal in seiner Karriere eine größere Rolle. Mit 22,1 Minuten im Schnitt erhält der junge Guard endlich genug Möglichkeiten, um sich zu beweisen. Beasley hat sich zuerst mit guter Defensivarbeit empfohlen. Hier und da kann er aber auch aufblitzen lassen, dass er potenziell als Ballhandler kleinere Aufgaben übernehmen und für sich selbst kreieren kann. Mit der Hilfe von Jokic könnte er ähnlich wertvoll werden wie Murray oder Harris.
Verdict
Prinzipiell wird es interessant sein, wie Malone seine Rotationen konzipiert, sobald alle fit sind. Barton ist einer der fünf besten Spieler im Kader und wird auf seine Minuten kommen. Hernangómez, Craig und Beasley haben sich alle auf ihre Art bewiesen. Ganz verrückt wird es dann, wenn Lottery Pick Michael Porter Jr. noch dieses Jahr auf’s Parkett zurückkehren sollte. Bei Trainingseinheiten verdreht der Forward angeblich Köpfe mit seinem Distanzwurf.
MPJ raining 3-pointers at this morning’s shootaround. pic.twitter.com/huC0JqUQ4I
— Mike Singer (@msinger) 5. Dezember 2018
Sicher ist zumindest, dass die Nuggets nicht wie vergangene Saison in Spiel 82 wieder um Playoffs oder Urlaub spielen werden. Vieles, was Denver in dieser regulären Saison zeigt, verspricht Nachhaltigkeit: konstantes Engagement in der Verteidigung, konsequente Bewegung abseits des Balles sowie ein MVP-Talent in den eigenen Reihen.
Die Playoffs kommen dieses Jahr zum ersten Mal seit 2013 wieder nach Denver. Auch den Heimvorteil traue ich ihnen zu!
Dann geht es für den Großteil des Kaders jedoch in unbekannte Gefilde. Es bleiben Fragen offen. Zum Beispiel nach der Stabilität und Qualität der Defense in einer Playoffserie. Wie gut können gegnerische Teams Jokic aus der Zone locken? Ist auf unerfahrene Spieler wie Murray, Morris oder Juancho Verlass?
Ende April, Anfang Mai kann es durchaus passieren, dass das junge Team Leergeld bezahlen muss, bevor in den kommenden Jahren die Erwartungen steigen.
!!! mile high city scoop !!!
***Alle Stats per stats.nba.com /// bkref.com /// inpredictable.com (13.01.2019)***