Weekly Sundae /// LA Clippers

Bis zum 1. Dezember waren die Clippers das zweitbeste Team der Liga und gewannen 15 der ersten 21 Spiele. Zwischenzeitlich besetzten sie sogar den First Seed im Westen. Seit dem Monatswechsel fuhr die Mannschaft nur zwei Siege ein. Was ist los mit der Truppe von Doc Rivers?

Data

Record

Gesamt: 17 – 12 /// diese Woche: 1 – 3

Standings

#5 Western Conference /// #3 Pacific Division

Opponents & Scores

W at Suns /// 123 – 119 OT

L vs. Raptors  /// 99 – 122

L vs. Spurs  /// 87 – 125

L at Thunder /// 104 – 110

Team Leaders

Points Per Game /// Tobias Harris

Assists Per Game /// Lou Williams

Rebounds Per Game /// Tobias Harris


 

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Ihren guten Start in die Saison verdanken die Clippers ihrer Top Ten Offense. Ohne echten Superstar, dafür aber mit einem ausgeglichenen Kader, spielen die Clippers eine balancierte Offense. Niemand hat eine Usage Rate von mehr als 30 Prozent.

Keiner muss die Last alleine schultern. In der Offense von Doc Rivers ermöglichen es Dribble Handoffs und Weak Side Screens, Spielern wie Tobias Harris oder Danilo Gallinari im Flow der Offense zu punkten, statt immer aus dem Dribbling heraus kreieren zu müssen.

Tobias Harris ist hier die erste Option. Der Vierer entwickelt sich Jahr für Jahr weiter und punktet zum ersten Mal in seiner Karriere durchschnittlich in den Zwanzigern. Einer der wichtigsten Skills, den sich Tobi im Laufe der letzten zwei Jahre draufgepackt hat: der Pull Up Jumper. Harris trifft mehr als 50 Prozent dieser Würfe und eröffnet seinem Spiel dadurch neue Möglichkeiten. Mit dem erweiterten Repertoire ist er weniger berechenbar, vielseitiger einsetzbar und bei Weitem mehr als nur ein Slasher oder Spot Up Schütze.

Ein Play, das Rivers sehr gerne nach Auszeiten laufen lässt, setzt Harris im Pick-and-Roll mit seinem Center am Elbow ein. In diesem Clip sinkt Suns Rookie DeAndre Ayton gerade tief genug ab, sodass Harris zu seinem hochprozentigen Wurf ansetzen kann.

Die Raptors haben es Harris nicht so leicht gemacht. Toronto verteidigt in der folgenden Sequenz sehr eng und zwingt Harris dazu, den Angriff von weiter draußen zu initiieren. So hat die Defense einen Schritt mehr Zeit und kann sich für den Screen positionieren. Harris kommt um den Block, hat keine Optionen und muss eine zweite Aktion einleiten. Auch das Handoff wird unterbunden und LA muss spät in der Uhr eine Notlösung finden. Hier gelingt dies zwar, doch Toronto zeigt, wie sie die Clippers unter 100 Punkten gehalten haben.

Gegen die Spurs waren es dann sogar nur noch 87. Viele offene Würfe gingen daneben, klar. Doch das Spiel unterstrich auch die Wichtigkeit von Lou Will. Wird Harris in seinen Aktionen gestört, liegt es an dem 32-Jährigen, die Offense zu führen. Steht Williams nicht auf dem Feld reicht das Offensive Rating der Clippers gerade so für Platz 26 – mit ihm für die Top Ten.

Die Defense war nicht in der Lage, der Regression im Angriff standzuhalten. Folglich schenkten ihnen die Suns, Raptors und Spurs jeweils über 120 Punkte ein und verloren drei der letzten vier Partien mehr als deutlich. Eine schwächelnde Offense und keine verlässliche Verteidigung: eine fatale Kombination.

In der Defensive fehlt ihnen besonders der zuverlässige Ringbeschützer und Defensivanker. So gern ich Boban sehe: meistens ist er einfach unspielbar. Marcin Gortat hat weniger, aber ähnliche Probleme. Die Bigs der Clippers sinken meist tief in die Zone ab, weil sie Angst haben am Perimeter aufgefressen zu werden würden. Die Idee dahinter ist verständlich: Mismatches verhindern, Ring beschützen, Gegner zu Mid-Range Jumpern zwingen. Das mit der Zone beschützen klappt bisher aber überhaupt nicht: Nur drei Teams erlauben im Schnitt mehr Punkte in der Zone (51,7).

Die Suns mit ihrer miserablen Offensive (101,5 /// 28.) – in diesem Spiel wohlgemerkt ohne Devin Booker an den Start gegangen – konnten den Platz in der Mitteldistanz für einfache Punkte nutzen, wie es Melton und Holmes im Video eindrucksvoll zeigen. Auch Josh Jackson stellte die Clippers vor erhebliche Probleme. Der Forward legte dank des ihm gewährten Freiraums überraschende 18 Punkte (8-15 FG) und acht Assists auf.

Backup Center Montrezl Harrell bringt enorm viel Energie auf’s Parkett und ist eine der größeren Überraschungen der Saison. Er treibt das Team zwar mit seinem unermüdlichen Motor an, ein Shotblocker oder Anker der Defense ist er allerdings lange nicht. Gegen viele Big Men ist er einfach zu klein. Trez war gegen Toronto oft überfordert, Jonas Valanciunas vom Ring fern zu halten.

Gegen kleinere Spieler kann er sich am Perimeter zeitweise über Wasser halten, auf Dauer ist er so weit vom Korb entfernt allerdings nicht gut aufgehoben. Sein Einsatz kann in bestimmten Situationen helfen, seine fehlende Schnelligkeit zur Seite wettzumachen. Gegen viele Guards reicht es aber einfach nicht. Für meinen Geschmack forciert Trez zu viele Switches. Damit bringt er nicht nur sich, sondern auch seine Mitspieler ins Schwitzen.

Ein Beispiel: Shai Gilgeous-Alexander ist auf gutem Weg, an seinem Gegenspieler dranzubleiben und trotzdem entscheidet sich Harrell für den Switch. Das kostet den Clippers ein Mismatch. Nur der Pfiff rettet die Clippers aus dieser misslichen Lage.


Verdict

Der angesprochene Rookie ist ein Lichtblick für die Franchise. SGA hat sich nach kurzer Zeit bereits das Vertrauen von Coach Rivers verdient und übernimmt hinter Harris, Williams und Gallinari Teile im Spielaufbau. Auf beiden Seiten blitzt sein hoher Basketball-IQ auf: Einerseits verteidigt er problemlos mehrere Positionen. Andererseits schneidet er intelligent neben Harris zum Korb, geht genau in die Lücke, die ihm die Defense gibt und macht ein Play für seinen Mitspieler.

Danilo Gallinari spielt ebenfalls eine erfreuliche Saison. Nach Jahren geplagt von Verletzungen ist der Italiener endlich fit und beweist seinen Kritikern, dass er noch einiges im Tank hat. Gallo macht nicht den Anschein, der athletischste, schnellste oder kräftigste Spieler zu sein. Subtil zeigt er jedoch immer wieder, dass er von allem etwas in sich trägt.

Offensiv sorgt er für Entlastung und ist einer der vielen Spielmacher des Clippers Kollektivs. Er muss in den kommenden Wochen noch mehr übernehmen, wenn sich die Clippers ohne Williams weiter oben halten wollen. In diesem kleinen Highlight-Reel zeigt der Forward, wie er den Clippers diesbezüglich helfen kann.

 

 

Dazu müssen die Clippers allerdings fit bleiben. Längere Verletzungen in der Spitze können sie in dieser Western Conference nur schwer verkraften, da ihre große Stärke im Kollektiv liegt.

Stand heute ist Tobias Harris ein All-Star. Danilo Gallinari feiert ein sehenswertes Comeback und schießt momentan alle Lichter aus (45,6 3P%). Auch SGA gehört in die erweiterte Riege der Führungsspieler dieser Mannschaft.

Die Coaching Reputation von Rivers ist ohnehin die Comeback Story des Jahres. Gemeinsam mit seiner Crew an Spezialisten, die jede Sekunde angehen, als wäre es ihre letzte (Pat Beverley, Trez), Traumpässe spielen (Milos) oder einfach nur illegal lang sind (Boban), sollte LA ohne Williams zumindest verhindern können, nicht durchgereicht zu werden. Für die Playoffs sollte es am Ende reichen, sofern die Clippers die Saison in voller Besetzung zu Ende spielen.

Eine Playoffteilnahme und gute Siege wären willkommene Werbung für künftige Star Free Agents. Die kann nie schaden und das weiß auch Steve Ballmer.


 

***Alle Stats per stats.nba.com /// bkref.com (16.12.2018)***