Posted by Max on

Preview Scoops /// Chicago Bulls

Der Sommer hat bewiesen, dass die Chicago Bulls angreifen möchten. Lange warten ist nicht. Doch sind ein teurer Free Agent, ein umstrittener Vertrag und ein vielversprechender Rookie genug, um wieder in die Playoffs einzuziehen?

Who’s In /// Who’s Out

In Out
Jabari Parker /// SF, PF David Nwaba /// SG, SF
Wendell Carter Jr. /// C Paul Zipser /// SF
Chandler Hutchison /// SG Noah Vonleh /// PF
Antonius Cleveland /// SG Jerian Grant /// PG
Derrick Walton Jr. /// PG Sean Kilpatrick /// SG
Rawle Alkins /// SG

Jabari Parkers Free Agency im vergangenen Sommer war schwierig einzuschätzen. Seit seiner Draft 2014 musste er sich bereits von zwei schweren Knieverletzungen zurückkämpfen. Dennoch ist er ein talentierter Scorer. Als sich Chicago dazu entschied dem Forward einen Zweijahresvertrag über 40 Millionen Dollar (Team Option für das zweite Jahr) anzubieten, waren die Meinungen gespalten. Viel Geld für einen Spieler, der in vier Profijahren 145 Spiele verpasst hat und kein Interesse daran zeigt Defense zu spielen. Nicht überraschend nahm der Chicago Native das Angebot an. Anschließend gewährten ihm die Milwaukee Bucks, im Zuge seiner Restricted Free Agency, die Freigabe und machten so den Weg für einen Wechsel frei. Ob Parker allerdings nach nun zwei Kreuzbandrissen wieder sein altes Level erreichen kann, wird sich erst zeigen.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Chicago Bulls (@chicagobulls) am

Was können sich Bulls Fans jedoch von einem gesunden Jabari Parker erhoffen? Während seiner Collegezeit wurde sein Spiel stark mit dem von Carmelo Anthony verglichen. Der 23-Jährige initiiert seine Offensive gerne aus dem High Post heraus. Von dort aus strahlt er auf drei Arten eine Gefahr aus: 1.) Er sucht den direkten Abschluss und setzt zum Wurf an. 2.) Er geht ins eins gegen eins und versucht seinen Gegenspieler zu schlagen. 3.) Er läuft als Ballhandler das Pick-and-Roll. Gerade sein schneller erster Schritt macht ihn in diesen Situationen so gefährlich. Bist du als Gegenspieler zu nah dran, zieht er an dir vorbei. Schützt du dich vor dem ersten Schritt, trifft er den Mid-Range Jumper. In den vergangenen zwei Spielzeiten zeigte Parker zudem Konstanz hinter der Dreierlinie. 36 % (16/17) und 38 % (17/18) seiner Dreier konnte er verwandeln. Eine Steigerung von über 10 Prozent zu seinen ersten beiden Profijahren. Bleibt sein Wurf dieser Entwicklung treu, wird ihm das letztlich mehr Raum verschaffen, in dem er seine Stärken ausspielen kann.

Die Bucks waren vergangenes Jahr allerdings offensiv wie auch defensiv schlechter, wenn Jabari auf dem Feld stand. In der Defensive schafft es Parker nicht, seine Gegenspieler vor sich zu halten oder schnell genug zu rotieren. Hier muss es Fortschritte geben, möchte er auch die Kohle seines zweiten Vertragsjahres sehen. Zudem wäre es schön, würde Parker mal etwas anderes als Scoring zeigen. Wenn er seinen Zug zum Korb regelmäßiger nutzen würde, um seine Mitspieler in Szene zu setzen, wäre sein Spiel noch unberechenbarer. Große Erweiterungen seines Games sollten im kommenden Jahr jedoch nicht erwartet werden. Parker selbst betonte zuletzt, dass er sich darauf fokussieren wird, was ihm den größten Payday verspricht. Bei seiner Vorstellung in Chicago meinte er, dass Spieler in der NBA nicht für ihre Defense bezahlt werden. Er selbst wolle sich deshalb auf seine Stärken konzentrieren.

Das Front Office Duo Gar Forman und John Paxson war neben dem Vertrag für Jabari Parker noch für einen zweiten Knaller gut. Sie zogen mit dem Angebot der Sacramento Kings gleich und statteten Zach LaVine mit einem der umstrittensten Verträge des Sommers aus. 78 Millionen Dollar über 4 Jahre. Ähm, Okay. Eine solche finanzielle Bindung mit einem Spieler einzugehen, dessen bestes Attribut seine Athletik ist und der frisch von einem Kreuzbandriss zurückkommt, halte ich für fragwürdig. Trotzdem ist der Move nicht komplett unverständlich. LaVine ist in der Theorie ein junger Scoring-Guard und war ein maßgeblicher Teil des Jimmy Butler Trades vor einem Jahr. Ihn bereits jetzt wieder, ohne Gegenwert zu verlieren, würde weh tun. Zudem hat er mit erst 22 Jahren noch Luft nach oben. Die Bulls müssen hingegen hoffen, dass LaVine durch seinen neu gewonnen Reichtum motiviert ist, seine Zweifler Lügen zu strafen und nicht das Gegenteil der Fall ist. 

Dafür muss er seine Athletik allerdings endlich auch am defensiven Ende nutzen. Aufgrund seines Körperbaus sollte LaVine eigentlich kein Minus in der Defensive sein. Jedoch bewegt sich das Net Rating seiner vier Profijahre im zweistelligen Minusbereich. Es gibt demnach keinen statistischen Beweis darüber, dass LaVine seinen Teams wirklich hilft, Spiele zu gewinnen. Mitverantwortlich dafür ist seine Wurfauswahl. In 24 Spielen für die Bulls benötigte LaVine im vergangenen Jahr 14,8 Würfe, um 16,7 Punkte aufzulegen. Bei einer Trefferquote von 38,3 % ist das alles andere als effizient. Das sah zu Timberwolves-Zeiten schon besser aus, doch mit der entsprechenden Disziplin geht da sicher noch mehr. LaVine sollte konsequent zum Korb ziehen und sich von langen Mid-Range Würfen verabschieden. Ruft er sein Potential nicht ab, könnte sein Vertrag trotz steigendem Cap in den kommenden Jahren zur Last werden.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Chicago Bulls (@chicagobulls) am

In der Draft zogen die Bulls Wendell Carter Jr. Ein populärer Pick, gerade an siebter Stelle. Carter Jr. ist ein vielseitiger Spieler, der mit seinen Anlagen genau der Typ Center sein könnte, den die Bulls neben Lauri Markannen im Frontcourt benötigen. Für seine 19 Jahre wirkt Carter reif. Oft weiß er einfach wo er stehen muss und wie er sich zu positionieren hat. Er nutzt dies für sein Rebounding und dem Setzen von stabilen Screens. Fundamentale Skills, die nicht unterschätzt werden sollten. Offensiv ist er ein Mix aus Tradition und Moderne. Zum einen arbeitet Carter gerne in der Post. Ein weiches Handgelenk und geübte Fußarbeit erlauben es ihm, dort effektiv zu sein. Zum anderen besitzt er die Fähigkeit, von draußen zu treffen. Er schießt zwar nicht mit Lasern – seinen Wurf musst du dennoch respektieren. Zudem ist Carter ein cleverer Passgeber, der die Offense zum Teil selbst eröffnen kann. Alles Kennzeichen eines modernen Bigs. Auch Verteidigen am Perimeter kann er. An sich ist er nicht der Schnellste, doch seine laterale Schnelligkeit erlaubt es ihm, gegnerische Guards zumindest teilweise vor sich zu halten.

Schwächen weist dahingegen Carters Athletik auf. Einen Alley-Oop stopfen ist durchaus mal drin, doch er ist kein Spieler, der über dem Korb lebt. Außerdem ist es schwer zu sagen, in welchem Bereich Carter am besten ist, denn elitär ist er in keinem. Lediglich Durchschnitt ist er jedoch auch nicht. Die Frage ist, ob Carter in der Lage sein wird, zumindest eine seiner Fähigkeiten auf ein Top-Level zu heben. Seine Entwicklung während der Saison darf mit Spannung verfolgt werden.

Der zweite Erstrundenpick der Bulls heißt Chandler Hutchison. Der Guard zeichnet sich vor allem durch seine Athletik und Länge aus. Sowohl kraftvolle Dunks als auch kreative Lay-Ups gehören zu seinem Repertoire. Wenn er es schafft, seinen Wurf auf die NBA-Range zu übertragen, sollte er schon einige Eigenschaften beisammen haben, die sich ein Team für einen Rollenspieler auf dem Flügel wünscht. Wünschenswert wäre es auch, würde der 22-Jährige seine Athletik auch in der Defensive besser nutzen und nicht so leicht von schnelleren Guards geschlagen werden. Wie wird er also mit dem Tempo von kleineren Spielern klar kommen? Zudem hat er bisher nicht gezeigt, dass sein Wurf auch außerhalb von Spot-Up Situationen verlässlich ist. In seinem ersten Profijahr sollte Hutchison sich jedoch zunächst auf seine Stärken konzentrieren, denn die Spielzeit im Backcourt der Bulls wird hart umkämpft sein.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Chicago Bulls (@chicagobulls) am


Outlook 

Viele kritisierten den Jimmy Butler Trade am Abend der Draft 2018. Klarer Sieg für die T-Wolves. Ein Jahr später lässt sich schon anders auf die Situation blicken. Lauri Markkanen spielte eine herausragende Rookie-Saison, die ihm im Mai einen Platz im All-Rookie First Team verschaffte. In nur 41 Spielen versenkte der Finne bereits seinen 100. Dreier. Schneller hat diese Marke kein Spieler in der Geschichte der Liga erreicht. Insgesamt legte er 15,2 Punkte und 7,5 Rebounds pro Spiel auf. Die Rebounding-Zahlen sind durchaus überraschend, da ihm das nach seinem College-Jahr als Schwäche ausgelegt wurde. Unter Rookies rangierte er mit diesem Wert allerdings an zweiter Stelle. Dass Markkanen von draußen schießen kann, hat er letztes Jahr bewiesen. In der kommenden Spielzeit gilt es für ihn den Dreier noch konstanter zu treffen. Mit 36,2 % verwandelten Dreiern war er zwar respektabel aber kein Scharfschütze. Mit seinen Anlagen sollte er auf diesen Werten dennoch aufbauen können und einen weiteren Schritt nach vorne machen. 

Kris Dunn ist dem Label „Bust“ gerade nochmal entkommen. Der 24-Jährige steigerte sich in allen Kategorien und überzeugte mit mehr Mut, hartnäckiger Defense und solidem Playmaking. Dunns große Schwäche ist nach wie vor sein Jumper. Trotz einer Verbesserung verwandelte er gerade mal 32,1 % seiner Dreier. Dass er daran arbeiten muss, ist klar. Ermutigend war hingegen, dass er seine Punkte pro Spiel trotzdem auf 13,4 PPG (zu 3,8 PPG im Vorjahr) hochschrauben konnte. Ob Dunn allerdings eines Tages Starter für ein Playoff Team sein kann, steht noch in den Sternen. Dieses Jahr wird er aufjedenfall weiter die Chance bekommen, zu zeigen was er drauf hat.

Als Team müssen die Bulls vor allem in der Defensive stabiler werden. 2017/18 belegten sie sowohl im DefRtg als auch im NetRtg den 28. Platz. In Blocks pro Spiel belegten sie gar den letzten Platz. Neben Lopez und Dunn fehlt es an allen Ecken und Enden an brauchbaren Verteidigern. Wendell Carter Jr. wird zwar helfen, doch auch der muss erstmal in der Liga ankommen. Gerade auf den Flügelpositionen sucht man vergeblich. LaVine, Parker, Valentine und Hutchison heißen die Kandidaten. Alle vier müssten zunächst zeigen, dass sie in der Lage sind wenigstens durchschnittliche Defense auf’s Parkett zu bringen. 

Die Bulls haben ein besseres Team und einen rosigeren Ausblick als noch vor einem Jahr. Wie weit es in diesem Jahr geht, wird letztlich von der Spielerentwicklung abhängen. Können die Rookies und Sophomores nächste Schritte nehmen? Werden Veteranen wie Parker und LaVine an ihren Schwächen arbeiten? Letztlich glaube ich nicht, dass die Bulls defensiv das Niveau eines Playoff-Teams erreichen können. In einem weit offenen Osten ist das kein Ausschlusskriterium, dennoch wird es schwer für Chicago. Ein weiteres Jahr Lottery ist gut möglich und womöglich auch nicht das Schlechteste.

Scooooooooooooooop!

 

***Alle Statistiken per bkref.com /// NBA.com (06.10.2018)***