Preview Scoops /// Oklahoma City Thunder
Russell Westbrook lud in der Nacht auf den ersten Juli zur Hausparty mit Nas ein. Paul George war natürlich auch am Start und verkündete dort seine Zusage, in den nächsten drei bis vier Jahren für die Thunder aufzulaufen. Keine zähen Verhandlungen. Kein Hin und Her. Einfach nur die Party bei Russ und alles war gut.
Who’s In /// Who’s Out
In | Out |
Dennis Schröder /// PG | Carmelo Anthony /// SF, PF |
Nerlens Noel /// C | Corey Brewer /// SF |
Abdul Gaddy /// PG | Nick Collison /// PF |
KJ McDaniels /// SG, SF | Kyle Singler /// SF |
Timothe Luwawu-Cabarrot /// SF | Dakari Johnson /// C |
Abdel Nader /// SF | Josh Huestis /// SF |
Richard Solomon /// PF | Daniel Hamilton /// SG |
Hamidou Diallo /// SG | PJ Dozier /// PG |
Tyler Davis /// C | |
Deonte Burton /// SF, PF | |
Bryce Alford /// PG, SG |
George betonte im Vorfeld seines Abgangs aus Indiana immer wieder, dass er unbedingt für seine Heimatstadt Basketball spielen möchte. Nix wars! Nicht mal ein Treffen mit den Lakers fand statt. Dabei standen die Thunder nach dem kläglichen Ausscheiden gegen die Jazz vor einem Scherbenhaufen. Die Angst war groß, dass George nach LA abziehen könnte, um mit einem weiteren Abo-All-Star (lies: LeBron James) ein Superteam aufzubauen.
Doch alles kam anders. PG13 machte die Verlängerung in OKC (136 Mio. $ über 4 Jahre) zur Formsache und feierte anstatt zu verhandeln. So viel Grund zu bester Laune hatte OKC lange nicht mehr. Seit dem Abgang von Kevin Durant konnte die Mannschaft keine Serie mehr gewinnen, doch das könnte sich bald ändern. Russ und George sind dicke Homies geworden. Auch auf dem Feld ist PG der perfekte Partner für Westbrook.
Er benötigt nicht den Ball in der Hand, um effektiv zu sein. 40,4 Prozent seiner Catch-and-Shoot Dreier fanden in der vergangenen Spielzeit ihr Ziel. Nach Cuts erzielte George pro Ballbesitz 1,3 Punkte. Neben Westbrook wertvolle Fähigkeiten, denn der lässt gegnerische Verteidigungen mit seinen wilden Drives regelmäßig kollabieren.
Sogar als Roll-Man im Blocken und Abrollen war George mit 1,3 Punkten pro Ballbesitz elitär unterwegs. In der regulären Saison war er immerhin 37 Mal in solche Spielzüge eingebunden. Eine Zahl, die meiner Meinung nach höher sein sollte. Gerade in kleinen Lineups, wenn George die vier spielt, kreiert ein Pick-and-Roll mit Westbrook Chaos in der gegnerischen Defensive. Also bitte, Coach Donovan!
Die Thunder konnten neben der Verlängerung für George ein weiteres Plus verzeichnen: Sie sind Melo losgeworden. Addition durch Subtraktion? In Oklahoma City wollte ihn keiner mehr. Nachdem er eine seiner miesesten regulären Saisons spielte, wurde er in den Playoffs sogar zum Zuschauer. Die Jazz nutzten seine Defizite in der Defensive gnadenlos aus und hörten nicht auf, ihn zu attackieren. Im Sommer musste Thunder GM Sam Presti dann abwägen. Probiert er es noch ein weiteres Jahr mit Melo und nimmt in Kauf einen riesigen Batzen an Luxussteuer zu bezahlen? Oder wirft er alles in die Waagschale, um den alternden Forward loszuwerden – koste es, was es wolle?
Die Atlanta Hawks ermöglichten ihm, Letzteres zu verwirklichen – und mehr! Die Hawks drafteten Trae Young. Damit war Dennis Schröder nicht länger der Aufbau der Zukunft und sollte vor Saisonbeginn noch verschifft werden. Für die Thunder die Möglichkeit, um Melo loszuwerden und zeitgleich den Kader zu verbessern. Letztlich kostete es Presti einen Top-14 geschützten First Round Pick, damit er Anthonys Vertrag aus den Büchern streichen konnte. Obendrein erhielt er Dennis Schröder und Timothe Luwawu-Cabarrot. Philly schaltete sich in den Deal ein und schickte Justin Anderson für Mike Muscala nach Atlanta. Der Deal war komplett, die Steuerbilanz der Thunder gekürzt und am Ende alle glücklich.
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Aufgrund einer Knie-OP von Westbrook, könnte es zu Saisonstart dazu kommen, dass Schröder startet. Sobald wieder Normalität einkehrt, kommt der Deutsche dann von der Bank und hat die Chance, ein Kandidat für den besten sechsten Mann der Liga zu werden. Seine Fähigkeit, abseits des Balles und per Catch-and-Shoot effektiv zu sein, darf angezweifelt werden. Deswegen wird es interessant sein zu beobachten, wie der Angriff der Thunder aussieht, wenn beide Guards auf dem Feld stehen.
Andre Roberson wird ebenfalls zu Saisonbeginn und wahrscheinlich sogar bis Ende des Jahres ausfallen. Ein herber Schlag für die Hoffnungen auf einen potenziellen Heimvorteil in der ersten Runde, denn Roberson ist essenziell für die Verteidigung in OKC.
Jerami Grant allerdings ist fit und mittelfristig an die Franchise gebunden. Der Big Man unterschrieb einen Dreijahresvertrag über knapp 27 Millionen Dollar. Top Konditionen aus Sicht der Thunder, denn Grant ist der Prototyp eines modernen Bigs. Am Ring schließt er schon jetzt mit über 60 Prozent ab und ist auch als Roll-Man mehr als brauchbar (1,24 Points per Possession). Den Dreier aus der Ecke hat er im letzten Jahr deutlich verbessert. Nach dem All-Star-Break versenkte er 37,5 Prozent seiner Versuche von Downtown (davor waren es lediglich 25,6). Die Tendenz bei Grants Jumper geht also in die richtige Richtung.
Defensiv hat er die Voraussetzungen, von der drei bis zur fünf alles verteidigen zu können. Auch wenn er dieses Potenzial bisher noch nicht erfüllt, hat er die Schnelligkeit, die Athletik und die Hände, sich diesbezüglich im kommenden Jahr weiter zu verbessern – für mich ein unterschätzter Kandidat auf den Most-Improved-Player Award 2019.
Outlook
Den Vertrag von Melo sind die Thunder losgeworden. Im Zuge dessen konnten sie sogar ihren Kader verstärken. Jerami Grant wurde zu teamfreundlichen Konditionen gehalten. Die Franchise (lies: Russell Westbrook) schaffte es tatsächlich, Paul George während der vergangenen Spielzeit erfolgreich zu rekrutieren. Durchweg positive Neuigkeiten für OKC.
Sogar die Verpflichtung von Nerlens Noel (zwei Jahre, 3,7 Mio. Dollar) könnte sich als ein Gewinn herausstellen. Noel hat zwar schon lange keinen guten Basketball mehr gespielt, gilt trotzdem noch als fähiger Ringbeschützer und Roll-Man. Schlägt der Big Man wider Erwarten komplett ein, kann Presti sich überlegen, ob er nicht mal den Hörer in die Hand nimmt und den Gegenwert von Stephen Adams herausfindet.
Adams ist über die Jahre zum festen Bestandteil neben Westbrook und immens wichtig geworden – vor allem für die defensiven Vorhaben der Mannschaft. Sein Vertrag ist jedoch lukrativ und Noel könnte im Idealfall die Produktion von Adams kopieren. Ich halte dieses Szenario für äußerst unwahrscheinlich, aber wenn es soweit kommt, bringt Adams vielleicht einen mehr als fähigen Flügelverteidiger und Schützen ins Team. Wie gesagt, sehr vage dieses Szenario.
Dennoch ist OKC auf dem Flügel extrem dünn besetzt. Roberson fällt für mindestens zwei weitere Monate aus und wer weiß, in welcher Verfassung er aufs Parkett zurückkehrt. Von den neuen, jungen Spielern macht keiner den Anschein, 2018/19 den nächsten Schritt zu gehen. Luwawu-Cabarrot, Abdel Nader, KJ McDaniels: Das sind alles keine Kandidaten für eine Lösung auf dem Flügel. Hinter Paul George und einem gesunden Andre Roberson klafft daher ein Loch in der Rotation.
Am ehesten traue ich noch Terrance Ferguson einen merklichen Schritt nach vorne zu. Aufgrund der Verletzung von Roberson sah der Small Forward bereits in seiner Rookie-Saison 62 Mal NBA-Stadien vom Parkett aus. Defensiv war seine Vorstellung allerdings nicht zu verantworten und auch den Dreier traf er mit 33,3 Prozent nicht wie erhofft. Im zweiten Jahr sollte von dem 20-Jährigen eine Verbesserung in allen Belangen zu erwarten sein. Die Chance dafür wird er auf jeden Fall erhalten, denn Coach Donovan hat ohnehin keine andere Wahl.
Aufgrund der Verletzungen von Westbrook und Roberson zu Saisonbeginn, werden die Thunder sich schwer tun, deutlich mehr als 50 Siege zu holen. Westbrook wird zwar unter Umständen im Auftaktspiel gegen die Warriors auflaufen, hat aber dann einen Großteil der Vorbereitung verpasst und wird noch nicht ganz der Alte sein.
Der Westen ist knüppelhart und Verletzungen schwächen OKC schon jetzt. Zudem gibt es auf dem Flügel noch mindestens eine Frage zu beantworten. Trotzdem haben die Thunder einen guten Sommer hinter sich und vor allem ihre Bank sinnvoll verstärkt. Der Heimvorteil ist schon drin. GM Presti hat seinen beiden All-Stars mehr als fähige Rollenspieler zur Seite gestellt – in Schröder vielleicht sogar den besten Backup-Point Guard in Westbrooks Karriere. In den Playoffs könnte der Mannschaft dann aber durchaus das Lachen vergehen: die Warriors und Jazz sind stärker geworden, Houston ist immer noch ein harter Gegner und auch von hinten drängt LeBron mit den Lakers.
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***Alle Statistiken per bkref.com /// NBA.com (05.10.2018)***