Preview Scoops /// Washington Wizards
Nur ein Mal holten die Wizards mehr als 48 Siege seitdem sie nicht mehr Bullets heißen. Der Kern um John Wall und Bradley Beal kam bis heute nie wirklich in die Puschen, wenn es um Erfolg in den Playoffs geht. Sprüche klopfen sie trotzdem jedes Jahr aufs Neue. Können sie den großen Worten endlich Taten folgen lassen?
Who’s In /// Who’s Out
In | Out |
Dwight Howard /// C | Marcin Gortat /// C |
Austin Rivers /// PG | Mike Scott /// PF |
Jeff Green /// PF | Tim Frazier /// PG |
Troy Brown /// SF | Ty Lawson /// PG |
Lavoy Allen /// PF, C | Chris McCullough /// PF |
Thomas Bryant /// C | Ramon Sessions /// PG |
Chris Chiozza /// PG | |
Jordan McRae /// SG | |
Tiwian Kendley /// SG | |
Chasson Randle /// PG |
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Kurz vor Beginn der Free Agency machten die Wizards bereits Schlagzeilen. Marcin Gortat wurde gegen Austin Rivers eingetauscht. Für Gortat suchten die Wizards schon länger einen Trade, da der Pole mit Franchise-Player John Wall im Clinch lag. Der öffentlich ausgetragene Streit war schlechte Presse für die Mannschaft. Letztendlich entschied sich das Front Office für einen Abschied von Gortat, der kommende Saison für die Clippers auflaufen wird. Trainersohn Austin Rivers wird für Washington als Mikrowelle von der Bank kommen. Er bringt Shooting sowie Playmaking und soll eine der schlechtesten Bankrotationen der Liga verstärken. Auch sein Drive zum Korb wird der Wizards-Bank helfen. Laut NBA.com suchte der Guard 17/18 12,4 Mal pro Spiel den direkten Weg zum Korb. Nur elf Spieler, die mindestens 50 Spiele absolvierten, sind öfter zum Korb gezogen. Seine Aggressivität und ein Repertoire an Moves (Crossovers, Floaters, Layups) helfen der Mannschaft, die Offensive zu initiieren und Freiräume für Mitspieler zu eröffnen – eine wertvolle Qualität.
Qualität in der Verteidigung? Nicht so wirklich. Auf dieser Seite des Balles ist Rivers traditionell ein deutliches Minus für seine Mannschaften und wird auch den Wizards nicht helfen können. Allgemein sind Guards mit defensiver Veranlagung vor allem auf der Bank in Washington eine Fehlanzeige. Deshalb sollte Coach Scott Brooks versuchen, Wall oder Beal regelmäßig Minuten mit der zweiten Garde einzuräumen. Zwar zählt John Wall nicht zu den Edelverteidigern auf der Eins, aber sowohl er als auch Beal konnten die Verteidigung ihres Teams im letzten Jahr positiv beeinflussen: Mit Wall auf der Bank erzielte der Gegner circa zwei Punkte mehr pro 100 Ballbesitze – ohne Beal auf dem Parkett waren es sogar fast fünf Punkte mehr.
Im Angriff kann sich die zweite Garde allerdings durchaus sehen lassen. Das Backcourt-Duo um Rivers und Thomas Satoransky teilt sich die Verantwortung im Spielaufbau. Beide können aber auch ohne den Ball in der Hand effektiv sein. Satoransky zum Beispiel netzte in 2017/18 46,5 Prozent seiner Dreier. Jodie Meeks ist auch immer für eine Bombe von draußen gut, wird aber aufgrund der Ankunft von Rivers eine noch kleinere Rolle übernehmen als das schon letzte Saison der Fall war (nur 14,5 Minuten pro Spiel).
Dann ist da noch Kelly Oubre Jr. In seiner dritten Saison zeigte er stellenweise, dass er ein solider Rollenspieler sein kann. Allerdings war seine zweite Saisonhälfte unter aller Sau: Per NBA.com traf der Flügel nur knapp 36 Prozent aus dem Feld und weniger als 30 Prozent von der Dreierlinie nach dem All-Star-Break. So unverlässlich darf er sich nicht mehr präsentieren. Die Wizards benötigen sein Shooting vom Flügel, wenn ihre Bankeinheit vor allem in den Playoffs mithalten will. Auch Oubre ist keineswegs als Stopper bekannt, jedoch hat er durchaus die Veranlagung, ein Plus in der Defensive zu sein. Coach Brooks pocht auf einen Sprung von Oubre – sowohl defensiv als auch offensiv. Schafft er es, konstant Leistung zu zeigen, könnte er in Washington zum wertvollen Joker avancieren.
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Was hat die Wizards geritten, als sie diesen Sommer Dwight Howard verpflichteten? Klar, der Center bringt trotz schwindender Athletik immer noch Ringverteidigung und Shotblocking auf’s Parkett. Am defensiven Ende sollte er der Mannschaft also einen Faktor bringen, den sie in dieser Form lange nicht hatte. Was seinen Einfluss auf die Teamchemie angeht muss Washington allerdings damit rechnen, dass Dwight eine Gefahr für das Wohlbefinden der Gruppe wird. Bei all seinen Stationen seit dem Abgang aus Orlando wurde darüber berichtet, wie verheerend sich seine Persönlichkeit auf die Stimmung in der Kabine auswirkte. Dwight denkt von sich immer noch, dass er ein Center ist, der mit dem Rücken zum Korb nicht zu stoppen ist. Immer wieder fordert er den Ball am Zonenrand an, was zwangsweise zur Stagnation der Offensive führt. Seine Verweigerung, sich auf das Blocken und Abrollen zu fokussieren, tat seinem Spiel noch nie gut, denn nur so kann er einem Team im Angriff wirklich helfen. Stellt er sich in DC endlich dieser Realität und gibt sich mit einer solchen Rolle zufrieden? Wohl eher nicht. Viel Spaß mit Dwight Howard, Washington!
“I learned Magic for 8 years…traveled to La La Land, learned how to work with Rockets…how to fly with Hawks, got stung by the Hornets, and through all of that it’s taught me how to be a Wizard”@DwightHoward with a tremendous quote 😂 pic.twitter.com/79t8Q2fYjV
— Sports Illustrated (@SInow) 23. Juli 2018
Ein ähnlich fragwürdiger Neuzugang ist Jeff Green. Der Forward hat schon seit Jahren nicht mehr konstant gute Leistungen gezeigt. Im Laufe der Zeit sind mehrere Franchises auf sein vermeintliches Potenzial reingefallen – alle wurden sie enttäuscht. Eine handvoll produktiver Auftritte in den Playoffs 2018 an der Seite von LeBron James verführten nun auch die Wizards, ihn in den Kader zu integrieren. Er kommt als Ersatz für den abgewanderten Mike Scott, wird aller Voraussicht nach jedoch nicht allzu viele Minuten sehen. Auf den Forwardpositionen sind die Wizards tief besetzt. Mit Markieff Morris, Otto Porter Jr, Kelly Oubre Jr sowie dem Lottery Pick der diesjährigen Draft Troy Brown Jr hat Green viel Konkurrenz auf seiner Position. Als vierter Mann in dieser Rotation sollte er dennoch die ein oder andere Chance erhalten, denn gerade Brown Jr muss sich erst noch als NBA-tauglich beweisen.
Der junge Forward hat am College in Oregon in seinem Freshman-Jahr über 35 Spiele eine große Rolle in der Rotation gehabt. In über 30 Minuten pro Spiel legte er im Schnitt elf Punkte, sechs Rebounds, drei Assists und fast zwei Steals auf. Als vielseitig einsetzbarer Flügelverteidiger bringt er Potenzial mit, zu einem veritablen Three-and-D-Typ zu reifen. Wieviel Einfluss Brown in seinem Rookie-Jahr nehmen wird steht noch in den Sternen. Sein Wurf ist noch nicht stabil genug und auch seine Athletik lässt bisher zu wünschen übrig. Positiv aufgefallen ist der 19-Jährige in Oregon mit intelligenten Pässen, gutem Einsatz sowie Flexibilität in der Verteidigung und einem hohen Spielverständnis – brauchbare Grundlagen für die Entwicklung als NBA-Profi. Auch bei seinen fünf Auftritten in der Summer League deutete der McDonalds-All-American sein Talent an. Der Wurf fiel zwar immer noch nicht, aber 18,4 Punkte, 6,8 Rebounds, 2,0 Assists und 1,4 Steals sind mehr als solide Statistiken für einen so jungen Spieler.
Outlook
Die Wizards gingen im Sommer mit einigen Verpflichtungen viel Risiko ein. Die hanebüchene Verpflichtung von Dwight Howard adressierte zwar eine Position, auf der DC durchaus Bedarf hatte, jedoch könnte das Experiment mit dem Center auch gehörig nach hinten losgehen. Dwights Aussetzer über die Jahre sind bekannt: Im Endeffekt hat es keine Franchise lange mit ihm ausgehalten und war froh, ihn letztendlich loszuwerden. President of Basketball Operations Ernie Grunfeld stattete Howard nach seinem Buyout mit den Brooklyn Nets mit einem Zweijahresvertrag über elf Millionen Dollar aus – Spieleroption inklusive. Warum zur Hölle kriegt der Kerl eine Spieleroption? Ein weiterer Punkt, der es unfassbar macht, dass Grunfeld seit 15 Jahren Pfuscherei noch immer den Job bei den Wizards inne hat. Apropos: Grunfeld ist übrigens der President of Basketball Operations, der am längsten im Amt ist, ohne je einen Titel gewonnen zu haben – Herzlichen Glückwunsch!
Zu seiner Verteidigung zählt die Addition von Austin Rivers unter dem Radar zu einer positiven Verpflichtung. Rivers ist vielleicht der beste Backup-PG der John-Wall-Ära und wird dem Team mit seiner soliden Offensivarbeit helfen. Außerdem spielt der Guard diese Saison für einen neuen Vertrag und sollte deshalb motiviert sein, nochmal aufzudrehen.
Auch die Draft von Troy Brown Jr scheint auf den ersten Blick eine richtige Entscheidung seitens Grunfeld gewesen zu sein, doch hier bleibt abzuwarten, wie sich Brown in Zukunft entwickeln kann. Fügt er seinem Spiel einen soliden Wurf hinzu, könnte Brown für die kommenden Jahre ein wertvoller Rollenspieler zum kleinen Preis werden. Das würde der Franchise ungemein helfen, denn Wall wird in seinem letzten Vertragsjahr 2022 sage und schreibe 46 Millionen verdienen. Bradley Beal bekommt bis einschließlich 2020 durchschnittlich 27 Millionen überwiesen – einen ähnlichen Vertrag besitzt Otto Porter Jr. Finanzieller Spielraum steht Grunfeld in den kommenden Jahren also nicht zur Verfügung, denn da ist auch noch Ian Mahinmi, dem die Wizards über die nächsten zwei Jahre mehr als 30 Millionen Dollar schuldig sind. Genau! Der Ian Mahinmi, der für die Wizards in zwei Jahren 108 Mal auf dem Feld stand und dabei exakt 5 Punkte, 4,3 Rebounds und 0,5 Blocks im Schnitt auflegte während er 65 Prozent seiner Versuche von der Freiwurflinie traf.
Morris: „I think we the number one team. Raptors are going through a little bit, they changed up DeMar DeRozan. Other than that, Boston has never been better than us. Internally we don’t think they were better than us last year. But we just got to play up to our ability.“
— HoopDistrict (@HoopDistrictDC) 24. September 2018
Abgesehen von den finanziell verheerenden Aussicht, darf Washington allerdings auf eine sportliche Verbesserung hoffen. Das Team – vor allem die Bank – hat sich im Vergleich zu den Vorjahren verbessert und eine gewisse Tiefe im Kader ist vorhanden. Der Osten ist dieses Jahr weit offen. Für die Top drei in der Conference wird es jedoch wieder nicht reichen, auch wenn Markieff Morris das anders sieht. Mal sehen, ob endlich Taten folgen und die Mannschaft aus der Hauptstadt endlich mehr als 48 Siege einfährt.
Sc-Sc-ScoOooOoP
***Alle Statistiken per bkref.com///NBA.com (29.09.2018)***