Preview Scoops /// Denver Nuggets
In der Mile High City geht es beständig nach vorne. Reicht es dieses Jahr endlich wieder für die Playoffs? Nikola Jokic besitzt für einen Center einzigartige Fähigkeiten und wurde im Sommer mit einem fetten Vertrag ausgestattet. Um ihn herum will Denver nun für die kommenden Jahre einen Anwärter auf die Playoffs zusammenstellen.
Who’s In /// Who’s Out
In | Out |
Isaiah Thomas /// PG | Wilson Chandler /// SF |
Michael Porter Jr. /// SF, PF | Kenneth Faried /// PF |
Jarred Vanderbilt /// PF | Darrell Arthur /// PF |
Thomas Welsh /// C | Devin Harris /// PG |
Xavier Silas /// SG | Richard Jefferson /// SF |
DeVaughn Akoon-Purcell /// SG, SF | |
Emanuel Terry /// SF, PF |
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Nachdem die Nuggets diesen Sommer knapp 200 Millionen Dollar in die Dienste von Nikola Jokic (147 Mio. $ /// 5 Jahre) und Will Barton (53 Mio. $ /// 4 Jahre) investierten, drohte ihnen eine heftige Zahlung an Luxussteuern am Ende der kommenden Saison. Folglich hatte das Veräußern von ungewollten Verträgen oberste Priorität.
Im Zuge dessen gab Denver Wilson Chandler nach Philadelphia und Kenneth Faried sowie Darrell Arthur nach Brooklyn ab – beides Deals, die Gehälter sparen sollten. Um die Verhandlungspartner dazu zu bewegen, die jeweiligen Verträge aufzunehmen, musste General Manager Arturas Karnisovas ein paar Draftpicks draufpacken. So veräußerte der GM insgesamt einen First Round Pick (2019) sowie drei Second Round Picks (2020, 2021, 2022) – gängige Preise für die Aufnahme zu hoch dotierter Verträge.
Während Faried und Arthur ohnehin nicht mehr Teil der Rotation waren, schmerzt der Verlust von Wilson Chandler etwas mehr. Zwar plante Denver nicht mehr langfristig mit dem Swingman, könnte einen Spieler von seinem Kaliber für die kommende Saison allerdings gut gebrauchen. Immerhin leistete Chandler solide Defensivarbeit und offerierte Shooting, das Attackieren von Close-Outs sowie die Fähigkeit, seine Mitspieler im Aufbau des Angriffs zu unterstützen. Diese Elemente fehlen nun und schwächen das Vorhaben der Nuggets, in den Playoffs was zu reißen.
Dieses Problem hätte die Franchise umgehen können, hätte sie in diesem Sommer nicht die Teamoption von Jokics Vertrag abgelehnt und ihm nicht direkt einen Maximalvertrag gegeben. Jokic hätte 2018/19 in diesem Fall statt mehr als 25 nur 1,5 Millionen Dollar verdient. Die Nuggets wollten allerdings verhindern, dass ihr Center im Sommer 2019 Free Agent wird und ihn schon jetzt langfristig an die Franchise binden – wahrscheinlich aus Angst, ihn zu verlieren. Ein beachtliches Treuebekenntnis der Franchise, denn selbst wenn Jokic 2019 den Markt betreten hätte, wäre den Nuggets trotzdem das Vorrecht auf die Dienste des Serben geblieben (Restricted Free Agency). So war es jedoch unmöglich, Chandler zu halten und gleichzeitig unter die Grenze der Luxussteuer zu kommen.
Mit dem 14. Pick in der Draft 2018 sicherte sich Denver die Dienste an Michael Porter Jr. Vor Beginn der vergangenen College-Saison handelten ihn nationale Medien noch als potenziellen Nummer eins Pick, bevor seine Rückenverletzung ihn fast das ganze Jahr an der Seitenlinie platzierte und die meisten Franchises davon abhielt, dem College-Freshman eine Chance zu geben. Kurz nach der Draft kam dann die nächste Rücken-OP. Denver geht mit ihm ein Risiko ein und investierte trotzdem einen Lottery-Pick. Jedoch besitzt er Starpotenzial und bringt genau die Palette an Fähigkeiten mit, die den Nuggets auf dem Flügel in Zukunft helfen könnte. Sollte seine herausragende Athletik nicht zu sehr unter den beiden Rücken-OPs leiden, könnte er in Denver zu einem All-Star reifen und dem Team auch am defensiven Ende helfen. Seine Länge und das Potenzial, mehrere Positionen zu verteidigen sind genau das, was die Nuggets benötigen.
Allerdings fällt Porter Jr nach seiner zweiten Rücken-OP vermutlich die gesamte Saison aus und kann die wacklige Verteidigung der Nuggets dieses Jahr noch nicht unterstützen. Wer verteidigt, wenn Murray, Thomas und Jokic gemeinsam auf dem Feld stehen? Kann sich Malone ein solches Lineup, vor allem in der Schlussphase wichtiger Partien, überhaupt erlauben? Der Coach muss Antworten auf diese Fragen finden, sofern die Mannschaft auch in einer eventuellen Playoffserie kompetitiv sein will. Gegnerische Offensiven werden diese Schwachstellen gnadenlos ausnutzen. Jokic ist in der Verteidigung des Pick-and-Roll ein eklatantes Minus – Murray und Thomas ebenso. Gary Harris und Paul Millsap können durch ihre Vielseitigkeit den ein oder anderen Fehler ausbügeln, jedoch muss der Rest des Teams sich durch schlaues Positionsspiel in der Defense über Wasser halten. Gerade dieses Positionsspiel wird von enormer Wichtigkeit sein, denn egal für welches Lineup sich Malone entscheidet, Härte und Physis strahlt seine Rotation nicht aus.
Interesting quote from Paul Millsap today. The Nuggets seem to be recognizing some of the shortcomings they have on defense are going to be things that force them to play a different style on that end of the floor: pic.twitter.com/vBxELVlCv1
— Nick Kosmider (@NickKosmider) 24. September 2018
Im Gegensatz zur Defensive brauchen sich Basketballfans in Colorado um den Angriff ihres Teams keine Sorgen machen. Im Offensiv-Rating rangierte Denver vergangene Saison auf Platz sechs. Nach dem All-Star-Weekend stellten sie sogar den besten Angriff der Liga. Der Abgang von Devin Harris ist angesichts seines hohen Alters und schwindender Produktivität zu verkraften. Dennoch benötigte die Franchise einen Ersatz. In Isaiah Thomas fanden die Nuggets sogar einen Spieler, der gegenüber Harris offensiv eine merkliche Verbesserung ist. Coach Malone und Thomas kennen sich noch bestens aus gemeinsamen Tagen in Sacramento. Deshalb sollte die Eingewöhnungsphase von Thomas in das System der Nuggets nicht lange dauern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Point Guard von der Bank kommen und fürs Punkten in der zweiten Garde verantwortlich sein – ein Faktor, der das Team im Vergleich zum Vorjahr besser macht, denn – oh boy – punkten kann IT!
Allerdings sollten Nuggetsfans nicht erwarten, dass Thomas an seine Form von vor zwei Jahren in Boston anknüpft. Damals legte er im Schnitt fast 30 Punkte und sechs Assists pro Spiel auf. Dann kam seine Hüft-OP und Celtics GM Danny Ainge verschiffte ihn im Paket für Kyrie Irving nach Cleveland. Isaiah hatte Probleme mit der neuen Rolle neben LeBron James und war zu keinem Zeitpunkt richtig fit. Zur Trade-Deadline 2017 führte es den 60. Pick von 2011 weiter zu den Lakers. Die Franchise hatte damals keinerlei Hoffnung, in die Playoffs einzuziehen und Thomas konnte befreit aufspielen. In knapp 27 Minuten produzierte er solide 15,6 Punkte und 5,0 Assists im Schnitt – zwar mit schlechten Wurfquoten, aber IT bewies, dass er für etwas Scoring und Playmaking immer noch gut genug ist.
Outlook
Neben den besprochenen Unzulänglichkeiten der Verteidigung der Nuggets stellen sich in der kommenden Saison weitere wichtige Fragen: Kann Jamal Murray seine Entwicklungskurve nach oben fortsetzen und den Point Guard der Zukunft geben? Murray entwickelte sich über die ersten beiden Jahre seiner Karriere kontinuierlich weiter und steigerte seine Produktion. Vor allem als Spielmacher hat der Kanadier eine positive Entwicklung gemacht. In seinem Rookie-Jahr war er im Durchschnitt in 2,8 Ballbesitze als Ballhandler im Pick-and-Roll involviert. Letzte Saison erhöhte sich sein Volumen in diesen Belangen (4,2 POSS), während er es schaffte seine Punkte pro Ballbesitz (PPP) leicht zu erhöhen (16/17: 0,84 PPP /// 17/18: 0,86 PPP). Das muss diese Saison so weitergehen.
Wer füllt die Lücke, die Wilson Chandler hinterlässt? Im aktuellen Kader finden sich zwar viele junge Flügelspieler, die meisten von ihnen haben aber noch nicht bewiesen, dass sich Coach Michael Malone Nacht für Nacht auf sie verlassen kann. Malik Beasley, Juancho Hernangómez und Torrey Craig müssen sich weiter entwickeln. Malone wird darauf hoffen, dass mindestens Einer von ihnen die Motivation und den Arbeitswillen zeigt, um sich in die Rotation zu spielen. Denver hat das auch unbedingt nötig, denn auf den Positionen drei und vier klafft ein Loch hinter Gary Harris, Will Barton und dem alternden Paul Millsap. Es wird spannend sein, zu beobachten, wer sich aus der Gruppe von Nachwuchstalenten empfehlen kann und vor allem defensiv zum Erfolg der Mannschaft beitragen wird.
Am ehesten traue ich Juan Hernangómez hier den Schritt nach vorne zu. Der Spanier kennt seine Rolle auf dem Feld und agiert mit Disziplin im System von Coach Malone. Jedoch fiel er für den Großteil seiner zweiten Saison als NBA-Profi komplett aus der Rotation. Er absolvierte insgesamt nur 25 Spiele und punktete dabei nur ein Mal zweistellig. Sein Potenzial als solider Schütze von draußen, intelligenter Cutter und 2,06 Meter großer Verteidiger auf dem Flügel muss er im kommenden Jahr konstant abrufen, damit er seiner Mannschaft helfen kann.
Das Over/Under für die Nuggets liegt laut Las Vegas bei 47,5 Siegen. Hier drüber zu gehen ist für meinen Geschmack zu hoch gegriffen, selbst wenn in Denver alle fit bleiben. Die Mannschaft hat sich sinnvoll verstärkt und ist im Gegensatz zum Vorjahr zwar leicht verbessert, jedoch sind andere Teams im Westen deutlich besser geworden. Millsap wird im Februar 34 Jahre alt und seine Leistungen könnten deshalb leicht zurück gehen. Sollte einer der Starter für längere Zeit ausfallen, geht es ganz schnell bergab und die Playoffs wären erneut nicht sicher. 50 Siege sind nur im absolut besten Fall möglich. Dieses Szenario schließt mit ein, dass sich Leistungsträger der Konkurrenz verletzen oder in den Osten wechseln.
Trotz der beständigen Verbesserung des Teams über die letzten Jahre ist für die Nuggets also doch nicht viel mehr drin als letzte Saison. Anstatt um Platz acht werden sie um Platz sechs oder sieben kämpfen. Damit muss sich Denver zufrieden geben, denn der Westen ist nunmal extrem wild.
SCOOOOOOOOOOOOOOOOOOOP
***Alle Statistiken per stats.NBA.com (25.09.2018)***