Preview Scoops /// Atlanta Hawks

Atlanta hielt in der Draft 2018 den dritten Pick inne. Als es Zeit war für General Manager Travis Schlenk eine Wahl zu treffen, war Ausnahmetalent Luka Doncic noch von keinem Team gepickt worden. Als ob das nicht schon schockierend genug wäre, entschied sich der GM der Hawks ebenfalls gegen den Eurostar.

Who’s In /// Who’s Out

In Out
Trae Young /// PG Dennis Schröder /// PG
Jeremy Lin /// PG Mike Muscala /// PF
Vince Carter /// SG, SF Malcolm Delaney /// PG
Kevin Huerter /// SG Tyler Cavanaugh /// SF, PF
Cole Aldrich /// C Alex Len /// C
Alex Len /// C Isaiah Taylor /// PG
Justin Anderson /// SF Jaylen Morris /// PG, SG
Alex Poythress /// SF, PF Josh Maggette /// PG
Thomas Robinson /// PF, C Damion Lee /// SG
Omari Spellman /// PF Antonius Cleveland /// SG
Jaylen Adams /// PG Andrew White /// SF, PF
Daniel Hamilton /// SG
RJ Hunter /// SG

 

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Zwar wählte Schlenk offiziell Doncic mit dem dritten Pick, verschiffte ihn allerdings direkt nach Dallas für Trae Young, den die Mavs an fünf auswählten, sowie einen First Rounder für nächstes Jahr. Wie verheerend dieser Deal für die Hawks ausfallen wird, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen. Jedoch lässt sich der Tausch schon jetzt als eine der wildesten Entscheidungen des Sommers bezeichnen. Young wurde im Vorfeld der Draft vielerorts als der neue Stephen Curry angepriesen, aber wer weiß das schon. Sicher ist allerdings bereits jetzt, dass Doncic eines der größten Talente ist, was je aus Europa in die NBA wechselte.

Youngs imposante Dreier und die Curry-Vergleiche müssen es gewesen sein, die Schlenk dazu bewegten, ihn Doncic vorzuziehen. Auch der neue Head Coach der Hawks, Lloyd Pierce, könnte diesbezüglich eine tragende Rolle gespielt haben. Wie auch Schlenk, hat Pierce eine Vergangenheit bei den Golden State Warriors und scheint zu versuchen, den Prozess des Kaderbaus nachzuahmen – eine Herkulesaufgabe. Die Verpflichtung von Kevin Huerter an 19. Stelle in der Draft zeigt, dass die Franchise es wirklich ernst meint, ihr Team dem der Warriors nachzuempfinden. Der Dreierspezialist soll langfristig gemeinsam mit Trae Young ein Duo bilden, welches dem Vorbild der Splash Brothers Curry und Thompson nacheifert.

Doch was bringt Young an Fertigkeiten mit in seine Rookie-Saison? Neben seiner offensichtlichen Fähigkeit von ganz weit draußen Wurf für Wurf zu netzen, ist ebenfalls anzumerken, dass er am College ein exzellenter Passgeber war. In 32 Spielen für die University of Oklahoma legte er starke 8,7 Assists pro Spiel auf und assistierte damit fast 50 Prozent der Korberfolge seiner Mitspieler, wenn er auf dem Feld stand. Zwar produzierte Young auch 5,2 Turnover pro Spiel, jedoch ist dies auch eine Auswirkung seiner immens hohen Nutzungsrate (37,1 %).

Die Addition von Trae Young verdeutlicht, dass die Hawks endgültig mit Dennis Schröder abgeschlossen haben und ihm nicht zutrauen, die Franchise als erste Option zu neuem Ruhm zu führen. Bereits in den Monaten vor der Draft gab es immer wieder Trade-Gerüchte um den deutschen Guard. Dessen fragwürdiges Verhalten abseits des Feldes fand seinen Höhepunkt in einer Anklage der schweren Körperverletzung. Diese Tatsache hielt womöglich das ein oder andere Team davon ab, in ernsthafte Verhandlungen mit den Hawks zu treten. Als sich den Oklahoma City Thunder jedoch die Möglichkeit bot, den Albatrossvertrag von Carmelo Anthony loszuwerden und sich gleichzeitig mit Schröder zu verstärken, kam es schließlich zum Abschied des Guards aus Atlanta. Obendrein gab es als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten in Form des Buyouts für Melo einen geschützten First Rounder für die Draft 2022. Atlanta geht damit den richtigen Weg hinsichtlich ihres Neuaufbaus und der damit verbundenen Ansammlung von Assets und jungem Talent.

Den Mentor für Young, der Schröder nicht sein konnte (oder sein wollte) fand Schlenk in Jeremy Lin. Der Point Guard der Brooklyn Nets kam per Trade für einen Zweitrundenpick und den Rechten an Isaia Cordinier nach Georgia. Lin kommt zurück von einer Knieverletzung, die ihn die gesamte letzte Saison kostete. Er soll Young im Aufbauspiel entlasten und ihm die Gepflogenheiten als NBA-Profi vorleben. Lin hat in seiner Karriere so ziemlich alle Höhen und Tiefen mitgemacht, die es zu erleben gibt: von mehreren fehlgeschlagenen Camp Deals zu Linsanity in New York zu verletzungsgeplagten Jahren und dem Kampf mit Erwartungen und Leistungsdruck. Diese Erfahrungen kann Lin nun mit Young teilen, was dem Rookie mit Sicherheit helfen wird.

Eine weitere Verpflichtung der Hawks, von der die jungen Spieler profitieren werden ist Vince Carter. Der 41-Jährige heuerte fürs Minimum in Atlanta an und verschreibt sich erneut der Mentorrolle von der Bank, wie er sie zuletzt in Sacramento ausübte. Spielerisch wird er den Hawks keine allzu große Hilfe sein. Ein paar Minuten hier und da wird er zwar bekommen, jedoch kann es sich Atlanta nicht leisten, viel Spielzeit der jungen Talente zu kürzen. Taurean Prince, DeAndre Bembry, Kevin Huerter, Justin Anderson und John Collins benötigen so viel Minuten auf dem Feld, wie möglich. Prince konnte sich letztes Jahr bereits teilweise für eine tragende Rolle auf dem Flügel empfehlen. In seinem zweiten Profijahr spielte er durchschnittlich 30 Minuten und legte dabei folgende Zahlen auf: 14 PPG, 5 RPG, 3 APG, 39% 3P, 43% FG). Das sind mehr als solide Statistiken, die jedoch mit Vorsicht zu genießen sind, da die Hawks letztes Jahr so viel Garbage Time wie kaum ein anderes Team spielten.

Der Rest der jungen Truppe muss sich noch beweisen und kann dies nur tun, wenn ihnen die Möglichkeit dazu geboten wird. Power Forward im zweiten Jahr John Collins sticht aus der Gruppe der Nachwuchsspieler ebenso heraus wie Prince. Als Rookie spielte er 74 Partien für die Hawks und produzierte dabei zehn Punkte, sieben Rebounds und einen Block pro Spiel bei Wurfquoten von 58 Prozent aus dem Feld und 34 von Downtown. Als agiler Big Man mit Wurfqualitäten hat er Zukunft in der modernen NBA und gilt neben Young und Prince als einer der Hoffnungsträger in Atlanta.

Outlook

Atlanta ging mit dem Doncic-für-Young Deal ein hohes Risiko ein. Doncic gilt als Spieler, der in der NBA unmittelbar produktiv sein wird und kaum Eingewöhnungsphase benötigen wird. Young muss sich erst an das physische Spiel und auf ihn ausgerichtete Verteidigungen gewöhnen. Dennoch sollten Hawks-Fans den Kopf noch nicht vollends in den Sand stecken. Young deutet durchaus Qualitäten an, die ein moderner Point Guard mit sich bringen sollte: Er kann werfen, passen und  gelangt in die Zone. Im direkten Vergleich zu Doncic ist der Vorteil momentan allerdings klar bei dem jungen Slowenen. Das Experiment, die Warriors nachzuahmen, wird spannend sein zu beobachten.

Spätestens mit dem Trade von Dennis Schröder, aber im Prinzip schon seit dem Abgang von Horford und Millsap, hat Atlanta endgültig den Neuaufbau eingeleitet. Um diesen erfolgreich zu bewerkstelligen braucht es junges Talent und möglichst viele Draftpicks. Die Franchise hat momentan elf Spieler unter Vertrag, die 25 Jahre oder jünger sind. Zudem haben sie allein in der kommenden Draft drei Mal die Möglichkeit in der ersten Runde zu ziehen: ihr eigener First, der aus Dallas (Doncic Trade) sowie der aus Cleveland (Korver Trade). Das sind gute Voraussetzungen, um den Neuaufbau voranzutreiben. In der kommenden Saison geht es also ganz und gar nicht um Siege, sondern eher um Niederlagen und die Evaluierung ihrer Nachwuchsspieler. Atlanta wird erneut das Schlusslicht in der Eastern Conference geben und das ist gut so. Ein potenzieller Pick in der Top 3 wird neues, junges Talent in den Kader spülen.

 

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***Alle Statistiken per bkref.com (19.09.2018)***