Playoff Push: L.A. Clippers

Eine gute Woche vor der Trade Deadline am 08. Februar brachten uns die Clippers und Pistons den ersten großen Blockbuster Trade der Saison. Dürfen die Clippers trotz dem Verlust von Blake Griffin auf die Playoffs schielen?

Griffin ging in einem Paket für Tobias Harris, Avery Bradley, Boban Marjanovic, einen First sowie einen Second Round Pick nach Detroit. Ihn abzugeben war eine Entscheidung für die Zukunft. Trotzdem hofft das neu konzipierte Front Office um Lawrence Frank, Michael Winger und Jerry West darauf, mit den zwei gewonnen Startern in Harris und Bradley weiterhin für den Einzug in die Playoffs gewappnet zu sein. Einerseits wird das Team aus L.A. damit einen monströsen Vertrag über circa 170 Millionen Dollar los. Andererseits versuchen sie, ihre Konkurrenzfähigkeit für die unteren Playoffränge der Western Conference nicht zu verlieren. Wie wirkt sich dieser Einschnitt und die Veränderungen des Kaders auf die Spielweise der Clippers aus und welche Probleme ergeben sich durch diese neuen Umstände?

New Phone – Who Dis?

Um einen der hart umkämpften letzten Playoffplätze zu erreichen, müssen die Clippers die Last, die Blake (und auch Chris Paul) vermochte zu tragen, auf mehrere Schultern verteilen. Griffins Verantwortung in Sachen Playmaking ist nach dem Abgang von Chris Paul im Sommer erheblich gestiegen. Head Coach Doc Rivers kann für den Playoff Push in den letzten 26 Spielen fast auf all seine Veteranen zurückgreifen – Patrick Beverley fällt nach wie vor für den Rest der Saison aus. Austin Rivers jedoch kehrt nach mehrwöchiger Verletzungspause zurück und auch Danilo Gallinari ist wieder im aktiven Kader. Beide werden die Offensive ohne Griffin mit Leben füllen müssen.

Besonders Gallinari hat das Team im Angriff in vieler Hinsicht unterstützt. Fünf der sieben Spiele seit seiner Rückkehr gingen zugunsten der Clippers aus. Die Statline des Italieners: 20 PPG, 6 RPG, 52 FG%, 43 3P% und 97 FT%. Direkt im Debüt gegen die Blazers düpierte er Aminu mit Jab Steps und Pump Fakes bevor er gerade so über Ringniveau vollendet.

 

Sofern Gallinari gesund bleibt, haben die Clippers mit Lou Williams und ihrem neuen Starting Forward Tobias Harris drei Spieler, die an 20 Punkten pro Nacht kratzen – gute Vorzeichen für das Rennen um die letzten Playoffickets im Westen. Alle drei Akteure strahlen in der Offensive konstant Gefahr aus und sind effektiv, ohne den Ball in der Hand zu benötigen.

Harris‘ Evolution zum Ballhandler

Neben Sweet Lou in Los Angeles spielte Harris in Detroit bisher ebenfalls eine Riesensaison – Karrierebestwerte im Scoring (18 PPG) und von Deep (40 3P%) inklusive. Harris ist ein exzellenter Schütze im Catch and Shoot von der Dreierlinie (39%) und bewegt sich intelligent abseits des Balles. Außerdem trägt er nunmehr auch Verantwortung als Ballhandler im Pick and Roll. Zwischen Harris und Andre Drummond hat sich dabei unter den Instruktionen von Coach Stan Van Gundy eine produktive Dynamik entwickelt.

Drummond zieht durch sein Abrollen zum Korb die Verteidigung des Gegners zusammen. Außen eröffnen sich Optionen für Spot Up Schützen wie Tolliver oder Bullock. Harris nutzt den gewonnenen Vorsprung vor seinem Verteidiger gerne für seinen eigenen Wurf. Schlaue Beinarbeit, ein Repertoire an Finten und Fakes sowie ein weiches Handgelenk im Abschluss aus der Mitteldistanz verhalfen Harris in Detroit regelmäßig zu Punkten.

Die Paarung mit DeAndre Jordan verspricht auf ähnliche Art und Weise Früchte zu tragen, wie mit Drummond. In den 214 Minuten (30 pro Spiel), die Harris und Jordan bisher gemeinsam auf dem Feld standen, haben die Clippers ein positives Net Rating von +2.

Jordan strahlt ähnlich wie Drummond zur Mitte stürmend Gefahr bis weit über den Ring aus. Dieses vertikale Spacing ist auf keinen Fall zu vernachlässigen. Spieler wie Jordan oder Drummond müssen unbedingt vom Ring ferngehalten werden. Wuchten sie sich mit Geschwindigkeit nach einem Pick and Roll auf den Korb zu, werden gegnerische Verteidigungen zur Rotation gezwungen. Nicht selten bietet sich hier eine Chance auf den so begehrten Dreier aus der Ecke –corner threes are for role players!

Noch nie wurde Harris in diesem Ausmaß in die Offensive eingebunden und mit dem Ball in der Hand so viel gefördert wie in der laufenden Saison (23,1 Usage Rate). Auch Coach Doc Rivers sollte diese Entwicklung weiter voran treiben, denn er benötigt kreativen Input im Angriff. Nicht nur hinter Blake klafft ein Loch in dieser Hinsicht. Milos Teodosic schaffte es in der laufenden Saison verletzungsbedingt genauso wenig regelmäßig aufs Feld wie Danilo Gallinari. Lou Williams, der argumentativ die beste Saison seiner Karriere spielt, muss gemeinsam mit Trainersohn Austin Rivers das Aufbauspiel dirigieren. Entlastende Momente seitens Harris und Gallinari sind demnach mehr als erwünscht in Clipperland.

Noch lange kein Heilsbringer

Seit der Implementierung von Harris, der Rückkehr von Gallinari und der Subtraktion von Griffin haben die Clippers ihr Offensive Rating um drei Punkte verbessert. Das heißt nicht, dass sie ohne Griffin besser dran sind. Vielmehr zeigt es, dass das Team fähig ist, seine namhaften Abgänge zu kompensieren, indem es vermehrt auf Ballbewegung setzt und die Last auf mehrere Schultern verteilt.

Harris ist keineswegs ein Rainmaiker á la John Wall. In den beiden gezeigten Beispielen profitiert er mit Sicherheit auch von der desolaten Defensive, die die Cavs bis zum Zeitpunkt der Trade Deadline gezeigt haben. Wenn der 25-jährige Forward allerdings richtig in Szene gesetzt wird, hat er gezeigt, dass er effizient sein kann – zum Beispiel im Handoff mit dem Center oder nach einem Off Screen auf der ballfernen Seite. Diese Rolle des sekundären oder tertiären Spielmachers hat Harris in Detroit in den letzten eineinhalb Jahren immer öfter ausgefüllt. Die Tatsache, dass er mit seiner steigenden Verantwortung gewachsen ist, lässt die Clippers optimistisch sein. Ihr Plan trotz einem Blake Griffin Trade weiterhin wettkampffähig im Westen zu bleiben könnte aufgehen – vorausgesetzt Verletzungspech hält nicht wieder Einzug in L.A….

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Der Spielplan bis zum Ende der Regulären Saison allerdings ist hart: In 19 von 26 Begegnungen warten aktuelle Playoff Teams. Es wird also kein Zuckerschlecken an siebter oder achter Position in die Playoffs zu rutschen. Zudem stehen noch sieben Spiele gegen direkte Konkurrenten aus – 2x Nuggets, 2x Pelicans, 2x Blazers und 1x Jazz. Gemeinsam mit diesen Teams werden die Clippers um die Plätze sechs bis acht spielen. Zum All Star Break trennten diese Gruppe nur 3 Niederlagen. Das Rennen ist eng und ab jetzt zählt jedes Spiel.

Drei der ersten vier Gegner nach dem All Star Break sind Golden State und Denver auswärts sowie Houston zuhause. Danach wird der Spielplan für kurze Zeit etwas leichter (NYK, BKN, ORL, @CHI), bevor im letzten Push des Playoff Rennens nochmal alle Kräfte mobilisiert werden müssen (u.a. @HOU, @OKC, 2x POR, @MIN, 2x MIL, @IND, @TOR, SAS, @UTA). Die Wochen der Wahrheit werden im Nu vergehen und die Clippers müssen schnell zusammenfinden, wenn sie ihr Ziel Playoffteilnahme erreichen und sich gegen Teams im Groove, wie die Jazz (11 Siege in Folge), durchsetzen wollen.

Scooooooooooop


***Alle Stats per NBA.com (20.02.2018)***