Oladipo goin‘ H.A.M.

„Er erinnert mich sehr an Dwyane Wade, seine Athletik, wie er zum Korb gelangt. Er erinnert mich sehr an ihn“, lobpreiste Kevin Durant seinen Gegenüber Victor Oladipo im Oktober 2015 nach einem 139-136 Overtime-Thriller-Sieg gegen die Magic.

Vier Jahre später macht Oladipo über 24 Punkte im Schnitt und führt die neu aufgestellte Truppe der Pacers Stand Mitte Dezember auf eine Playoff Platzierung im Osten. In Indiana scheint der junge Shooting Guard sich wohl zu fühlen, doch Victor Oladipo kennt auch weitaus kompliziertere Situationen.

Im Juni 2016 verschifften die Magic den zweiten Pick der Draft 2013 in einem Paket für Serge Ibaka nach Olahoma City. Nachdem Durant das Team wenige Wochen später verließ, sollte Oladipo zur zweiten Scoring Option einer Playoff Mannschaft im Westen avancieren.
Victor Oladipo 2017
Neben Russell Westbrook und unter der Leitung von Coach Billy Donovan verlief diese Entwicklung für den jungen Guard jedoch nicht wie erhofft. Russ war zu sehr auf seine MVP-Mission fixiert, als dass er seine Mitspieler hätte besser machen können. Außerdem bekam es Coach Donovan zu keinem Zeitpunkt auf die Reihe, die Minuten seiner beiden besten Scorer so zu staffeln, dass die Sintflut nach Westbrook verhindert werden konnte.

Das Experiment endete in nur einem Playoff Sieg und dem Aus für die Thunder in der ersten Runde. Russell, Donovan und Oladipo waren in der gemeinsamen Spielzeit nie auf einen Nenner gekommen. Die Bedürfnisse des Einen, beschränkten die Möglichkeiten zur Entfaltung des Anderen. Nach der MVP Saison von Russ und dem verkorksten Jahr der Thunder stand die Diskussion um eine Vertragsverlängerung des Superstars bereits mit einem Fuß in der Tür. Diese Situation um Westbrook sollte noch großen Einfluss nehmen auf den künftigen Karrierepfad von Victor Oladipo.

Homecoming

Um seinen Star vom Verbleib in Oklahoma zu überzeugen, fädelte GM Sam Presti Deals für Paul George und Carmelo Anthony ein. Teil des Trades für George war neben Sophomore Domantas Sabonis auch Oladipo. In Expertenkreisen musste die Leitung um Präsident Kevin Pritchard für dieses Geschäft eine Menge Kritik einstecken: Zu hoch dotiert sei Oladipos Salär, zu gering sei der Gegenwert für George ohne einen zukünftigen First Round Pick. So auch die Kritik in Diese Kritiker hat der neue Guard der Pacers bisher Lügen gestraft.

Nach dem ersten Trimester der Saison stehen die Pacers dank dem All-Star Anwärter überraschend auf Platz 5 im Osten. Oladipo legt Karrierebestwerte in sämtlichen Statistiken auf und bringt einen Knaller nach dem anderen. Zuletzt schenkte er den Nuggets vor heimischem Publikum 47 Punkte ein. Ein paar Tage zuvor gewann er den Pacers per Stepback Three spät in der Uhr ein knappes Spiel gegen die San Antonio Spurs.

Es gibt zwei Guards in der Geschichte der NBA, die über mindestens eine Saison so viel Punkte (24,5), Steals (1,8) und Blocks (1,1) im Schnitt aufgelegt haben, wie Oladipo es in der bisherigen Saison tut: Michael Jordan und Dwyane Wade. Der Vergleich mit diesen beiden Hall of Fame Spielern ist zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere sicherlich übertrieben, aber diese Statistiken unterstützen die These, dass Oladipo sich dieses Jahr in die oberste Riege der besten Shooting Guards spielt. Dafür spricht auch seine wachsende Produktion als primärer Ballhandler und unabhängiger Bucket Getter, der seinen eigenen Wurf kreieren kann.

Die Stadt auf den Schultern

Die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte im Bundesstaat von Indiana hat Victor Oladipo regelrecht beflügelt. Er spielt zweifellos den besten Basketball seiner Karriere und füllt für die Pacers eine Rolle aus, die die Magic für ihn im Sinn hatten, als sie ihn bei der Draft an Nummer 2 auswählten. Das fragwürdige Management in Orlando hatte nach drei Spielzeiten mit kaum nach oben zeigender Kurve für den jungen Guard jedoch schon genug gesehen und investierte stattdessen in ein enttäuschendes halbes Jahr des alternden Serge Ibaka.

Oladipos Saison bei den Thunder liest sich statistisch gesehen zwar leicht verbessert im Vergleich zu seinen Leistungen in Orlando, jedoch waren seine Möglichkeiten in Oklahoma extrem eingeschränkt, an der Seite von Westbrook im Kamikaze-MVP-Modus Verantwortung zu übernehmen und daran zu wachsen.

In Indiana bietet sich ihm jetzt diese Chance. Oladipo kann unbefreit die erste Geige spielen, übernimmt immer mehr Aufgaben eines Spielmachers und punktet effizient in Pull-Up und Off-The-Dribble Situationen. Er ist den nächsten Schritt in seiner individuellen Entwicklung als Top Spieler einer jungen Franchise gegangen.

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Trotz aller Euphorie über diese Verbesserungen, sollte man die Kirche nach wie vor im Dorf lassen. Es bleibt immer noch abzusehen, ob Oladipo einer der besten zwei Spieler eines erfolgreichen Playoff Teams sein kann. Sofern der 25-Jährige seine momentane Leistung konstant abrufen kann und nicht damit aufhört, beharrlich und motiviert an seinem Game zu feilen, sind die Playoff Ambitionen in Indiana aber gerechtfertigt. Mehr als eine Teilnahme in der ersten Runde sollte für die Pacers im Normalfall jedoch trotz der heroischen Performance von Oladipo nicht drin sein.


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***Alle Statistiken per NBA.com (12.12.2017)***