Weekly Sundae: Milwaukee Bucks
Anfang November tauschten die Milwaukee Bucks Greg Monroe und zwei geschützte Picks in der kommenden Draft gegen Eric Bledsoe ein. Seitdem haben sie fünf ihrer acht Spiele gewonnen und sich mit der Addition des erfahrenen Point Guards vor allem defensiv verbessert.
Data
Record: 9 – 9
Standings: #10 Eastern Conference; #4 Central Division
Opponents & Scores: vs. Washington (88 – 99; L), at Phoenix (113 – 107; W), at Jazz (108 – 121; L)
Team Leaders:
Points /// Giannis Antetokounmpo 29,5 pro Spiel
Assists /// Khris Middleton 4,6 pro Spiel
Rebounds ///Giannis Antetokounmpo 10,5 pro Spiel
Style of Play
Vor Beginn der Saison wurden Stimmen laut, die den Bucks 50 Siege oder mehr beimessen wollten. Der Saisonstart verlief allerdings erstmal holprig: Sechs der ersten zehn Spielen gingen mit durchschnittlich zehn Punkten verloren. Gerüchte hatten es sogar davon, der Trainerstuhl von Jason Kidd könnte ins Wanken geraten. Die Bucks antworteten mit einer Siegesserie von vier Spielen mit guten Siegen gegen die Spurs und Pistons. Dreh und Angelpunkt der Taktik von Coach Kidd ist der 22-jährige Forward Giannis Antetokounmpo, der 2017/18 historische Zahlen auflegt: Seit Shaq 1994/95 gab es in der NBA niemanden mehr, der mit weniger als 25 Jahren mindestens 29 Punkte, 10 Rebounds, einen Block sowie 55 FG% im Schnitt aufs Parkett brachte.
Seit der Ankunft von Eric Bledsoe hat sich das Defensive Rating der Bucks um 4 Punkte verbessert. Vor dem Trade rangierten sie mit 109,5 erlaubten Punkten pro 100 Ballbesitze auf dem vorletzten Platz ligaweit. Mit zwei Steals pro Spiel trägt Bledsoe schon jetzt einen großen Teil dazu bei, dass Milwaukee in den acht Spielen mit ihm die zweitmeisten Turnover pro Spiel erzwingt. Er agiert in der Defense sehr motiviert und engagiert – etwas, was er in Phoenix die letzten Jahre hat vermissen lassen.
Im Spiel gegen die Wizards trat die wiederentdeckte Motivation vermehrt zutage, denn in John Wall stand ihm sein alter Teamkollege aus College Zeiten gegenüber. Sechs Steals verbuchte Bledsoe an diesem Abend. Seine Stärke ist es immer gewesen, im schnellen Spiel nach vorne zu punkten, Fouls zu ziehen oder Räume für Mitspieler zu erlaufen. Das hat auch gegen die Wizards ein paar Mal gut geklappt.
Bledsoes Stärke im Umschalten auf Offense kommt Mitspieler Antetokounmpo ebenfalls zugute. Giannis ist unaufhaltsam im Fast Break. Pro Spiel erzielt er die meisten Punkte in Transition (7,7). Niemand schließt öfter in der Restricted Area ab. Dorthin sollen ihn die Breaks führen, die nicht selten durch sein athletisches Beschützen des eigenen Korbs initiiert werden.
Die Defensive hat zwar mit der Addition von Bledsoe fähige und motivierte Verstärkung erhalten, jedoch offenbaren sich bei näherem Betrachten immer noch klare Schwachstellen in der Verteidigung der Bucks. Die größte Problematik stellt die hohe Wurfquote von der Dreierlinie dar, die die Bucks ihren Gegnern ermöglichen. Pro Spiel treffen NBA Teams gegen die Bucks über 40% ihrer Versuche von draußen – kein Team verteidigt den Long Ball schlechter als die Franchise aus Wisconsin.
Tony Snell wurde während der Beobachtung der Verteidigung am Perimeter besonders negativ auffällig. Immer wieder bleibt er an Screens der gegnerischen Big Men hängen oder ist von der Help Side kommend einen Schritt zu langsam. In der folgenden Szene täuscht Bradley Beal zuerst den Baseline Cut an, bevor er seine Richtung ändert und wieder den Perimeter anvisiert. Durch diese Aktion von Beal abseits des Balles ist Snell bereits einen Schritt zu spät. Den kann er keineswegs aufholen, wenn er kurz darauf im Pindown Screen von Marcin Gortat kleben bleibt. Der Pass von Wall kommt punktgenau und Beal kann in einer flüssigen Bewegung in seinen Wurf übergehen.
Eine weitere Schwäche der Bucks ist ihre miserable Arbeit an den Brettern – sie belegen den letzten und vorletzten Platz im Offensiv- bzw. Defensivrebounding. Dies zeigt auf, welche Mängel in den Bereichen Einsatz und Hustle vorhanden sind. Der Wille, die freien Bälle für sich zu behaupten und der Antrieb im Rebounding fehlen den Bucks in manchen Situationen. Vor allem beim Offensivrebound macht sich diese Schwäche bemerkbar. Nur die Grizzlies erzielen weniger Second Chance Points (8,5 im Schnitt).
In der nächsten Sequenz geben die Bucks einen freien Dreier auf: Das Handoff von Gortat mit Beal, der darauffolgende Swing Pass und der Block für Porter Jr. abseits des Balles sorgen dafür, dass sich die Defensive zum Großteil am Perimeter aufhält. Washington betreibt hier gutes Spacing und bewegt den Ball schnell zu Porter. Der hat auf dem rechten Flügel alle Zeit der Welt, seinen Wurf anzubringen, verfehlt jedoch. Zum Zeitpunkt des Abprallers befinden sich dann jedoch vier Bucks in der Zone, können den Rebound gemeinsam sichern und direkt den Fast Break einleiten.
What to make of it
Milwaukee will dieses Jahr den Osten aufmischen und hat sich Großes vorgenommen. Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht: Giannis spielt auf MVP-Niveau und Khris Middleton ist gesund und liefert konstante Leistungen an beiden Enden des Feldes. Bledsoe verstärkt die Rotation auf der Position des Point Guards erheblich und dessen neu gewonnene Motivation scheint momentan auf die Mannschaft abzufärben.
Das Team hängt sich in der Defense gut rein, belohnt sich mit Steals und schnellen Breaks. Trotzdem reicht es für das junge Team mit Ambitionen auf den Heimvorteil im Osten noch nicht für ganz oben. Zeitweise verteidigen sie nicht mit der erforderlichen Disziplin, lassen sich zu einfach schlagen. Obwohl das Shooting von draußen besser geworden ist, zählt die Offensive der Bucks eher zum Durchschnitt der Liga als zur Elite. Am effektivsten erzielen sie ihre Punkte in der Transition. Kommen die Jungs aus Wisconsin ins Rennen und können schnell nach vorne spielen, wird jede NBA Defense Probleme damit haben. Dazu muss die Verteidigung allerdings konstant auf einem überdurchschnittlichen Niveau bleiben.
Die ersten Anzeichen, die das Team von Jason Kidd bisher seit dem Bledsoe Trade gezeigt hat, stimmen positiv im Hinblick auf die Entwicklung in den kommenden Wochen und Monaten. Im Dezember müssen die Bucks auswärts zum Beispiel in Boston, Houston und Oklahoma City ran. In heimischen Gefilden erwarten sie unter anderen die Pistons, Cavaliers und die Timberwolves. Hier gilt es die ersten Eindrücke zu festigen und sich fortwährend zu verbessern.
Sollte im neuen Jahr dann noch Jabari Parker gesund zurückkehren, kann Milwaukee sich auf eine zusätzliche Verstärkung freuen – wohl dann aber eher für den Angriff, denn Parker ist nicht unbedingt für seine glänzende Verteidigungsarbeit bekannt.
***Alle Statistiken per NBA.com (26.11.2017)***