Weekly Sundae: Toronto Raptors
Basketball wird in Toronto dieses Jahr deutlich moderner gespielt. Coach Dwane Casey und sein Trainerstab scheinen während der Vorbereitung auf die Saison neue Prinzipien etabliert zu haben. Die ersten acht Spiele der Raptors machten dies deutlich erkennbar, denn der Ball kommt immer besser in Bewegung und die neu entdeckte Bereitschaft, von der Dreierlinie mehr Gefahr auszustrahlen, öffnet das Spielfeld und schafft neue Freiräume.
Data
Record: 5 – 3
Standings: #4 der Eastern Conference; #2 der Atlantic Division
Opponents & Scores: at Blazers (99-85; W), at Nuggets (111:129; L), at Jazz (109:100; W)
Team Leaders:
Points /// Demar DeRozan 23,6 Punkte pro Spiel
Assists /// Kyle Lowry 7,3 Assists pro Spiel
Rebounds /// Jonas Valanciunas 8 Rebounds pro Spiel
Style of Play
Die Raptors haben mit dem Spiel gegen die Jazz ihren Auswärtstrip über sechs Spiele in zwölf Tagen beendet. Demar DeRozan heizte den Jazz (drittbeste Defense der Liga) gehörig ein: 37 Punkte bei 20 Wurfversuchen, 14/14 von der Freiwurflinie. Das Besondere an seinem Spiel gegen die Jazz war jedoch, dass er guten Gewissens im Rhythmus des Spiels Dreier genommen und getroffen hat.
Drei seiner sieben Versuche von draußen fanden in diesem Spiel ihr Ziel. In 2016/17 hatte DeRozan nur ein Spiel, in dem er mehr als fünf Dreier versuchte. Unter den Top 10 der Liga im Scoring gab es in der vergangen Saison nur zwei Spieler, die weniger als 4,6 Dreier pro Spiel nahmen – Anthony Davis und Demar DeRozan. Sein Shot Chart zeigt unmissverständlich auf, dass er letzte Saison nicht gewillt war, das Spiel hinter der Dreierlinie in sein Repertoire aufzunehmen.
Dies war sinnbildlich für Toronto Basketball. Schließlich rangierten die Raptors letztes Jahr mit 24,3 3PA pro Spiel auf dem 22. Rang ligaweit. Bisher ist jedoch ein Umschwung in dieser Hinsicht zu erkennen. Nach acht Spielen sind DeRozan, Lowry und Co auf dem sechsten Platz in dieser Kategorie und schicken im Schnitt 32,4 Dreier auf die Reise.
Der Pindown Screen von Ibaka gefolgt von einem weiteren Block von „Bébé“ Nogueira verschaffen in dieser Szene Kyle Lowry genug Platz für seinen Wurf. Die aufeinanderfolgenden Blocks in dieselbe Richtung (sogenannter Double Screen oder Stagger) von Ibaka und Nogueira sind ein gutes Beispiel für einen in der NBA gängigen und effektiven Spielzug. Die Raptors nutzen ihn jetzt auch, um offene Dreier zu generieren.
Eine Stärke, die die Raptors aus der vergangenen Spielzeit mit ins neue Jahr genommen haben, ist das Punkten aus der Midrange. Toronto erzielt 54% seiner Punkte innerhalb der Dreierlinie. Genau diese Gegend ist es, die DeRozan so liebt und wo er ein Meister darin ist, an seine Sweet Spots zu gelangen. Der hochgestellte Block von Valanciunas und die dazu am Perimeter aufgestellten Schützen reichen in diesem Fall aus, um ihm den gewünschten Raum zu verschaffen.
Auffällig im Spiel der Raptors ist zudem, dass Coach Casey es bevorzugt, mindestens zwei Playmaker und im Idealfall drei Guards auf dem Feld zu haben. Neben der verstärkten Gewichtung des Dreiers ist dies der nächste Schritt in der Modernisierung von Caseys Offensivsystem. Vor allem Norman Powell ist in diesem Zusammenhang positiv auffällig. Powell, der diese Saison zum Starter aufgestiegen ist, kann neben Spielmachern wie Lowry oder auch DeRozan als sekundärer oder tertiärer Ballhandler Aufgaben übernehmen.
In der folgenden Szene konzentriert sich die Defense von Utah zunächst voll auf DeRozan. Das macht es Powell möglich den anstürmenden Verteidiger aussteigen zu lassen und in die Zone zu gelangen. Dort zieht er drei Verteidiger auf sich und bedient in Ibaka den freien Mann am Perimeter. Splash!
What to make of it
Die Raptors gehen diese Saison mehr mit dem Trend und nehmen deutlich mehr Würfe von außerhalb der Dreierlinie als noch vergangene Saison. Das ist eine Anpassung, die man dem Trainerstab zusprechen muss. Coach Casey und Co haben neue Prinzipien eingeführt und klares Augenmerk auf diesen Teil des Spiels gelegt. Außerdem bewegt sich der Ball besser und effektiver als 2016/17. Der Anteil von Punkten, denen ein Assist vorausgeht (die Assist Percentage AST%) ist dieses Jahr auf 56,8% gestiegen. Letztes Jahr belegte die Franchise aus Kanada in dieser Kategorie noch den miesen letzten Platz der Liga mit 47,2%.
Casey hat mit seinen Assistenten über den Sommer und im Training Camp neue Ideen und Richtlinien implementiert, die zumindest zum Start der Saison Erfolg versprechen. Toronto befindet sich zwar defensiv, sowie auch offensiv, unter den Top 10 der Liga, ein großes Manko der Defensive ist allerdings die Verteidigung von Fast Breaks.
Im Schnitt geben die Raptors 14 Punkte pro Spiel auf, weil der Gegner mit Ball regelmäßig schneller am eigenen Korb ankommt – das reicht für den 27. Platz. Schaffen es Lowry, Ibaka und Konsorten jedoch, ihre Gegner im Halbfeld zu verteidigen, sorgen sie pro Spiel für 17 Turnover des Gegners. Nur vier Mannschaften stehlen öfter den Ball.
Können die Raptors dieses hohe Niveau auf beiden Seiten des Balles aufrechterhalten? In ihren ersten acht Spielen haben sie definitiv gezeigt, dass sie dazu fähig sind. Die neue Art, in Toronto Basketball zu spielen, sorgt bei Fans sicherlich für Euphorie und lässt den Norden davon träumen, den Osten nach der regulären Saison anzuführen. Sollten sie die neuen Prinzipien weiterhin konstant umsetzen, könnte aus dem Traum unter Umständen sogar Realität werden.
***Alle Statistiken per NBA.com (05.11.2017)***